Morgens auf der Kohlenhalde

Natürlich möchte man als Naturfotograf an den spektakulärsten Orten der Welt unterwegs sein. Leider ist das nicht immer möglich. Fotografieren will man trotzdem. Und so entschloß ich mich, endlich einmal die Kohlenhalde zu besuchen, an der ich schon so oft vorbeigefahren bin.Das kommt jedem wohl bekannt vor. Man sieht einen Ort und hat den Eindruck, sich diesen einmal genauer anschauen zu müssen. Denn schon von Weiten bzw. aus dem vorbeifahrenden Auto heraus glaubt man fotografisches Potential zu erkennen. Aber weil es sich um einen Ort praktisch vor der Haustür handelt, weil der Ort eine Kohlenhalde inmitten eines Industriegebietes ist und weil einen dann doch der Hainich oder die Gänse am Niederrhein locken, lässt man Tag um Tag, Jahr um Jahr verstreichen. In meinem vorliegenden Fall bedurfte es dann der Initiative dreier Fotofreunde, um mich dann endlich einmal auf die Halde Rheinbaben an der Grenze der beiden Ruhrpottperlen Bottrop und Gladbeck zu bringen (“kommse nach Bottrop, kriesse aufn Kopp drop, kommse nach Gladbeck, isset Rad weg”). Es hat aber nun nix mit derartigen, spaßigen Sprüchen zu tun, dass wir zu Viert los sind, obwohl schon an anderer Stelle Kollegen ihre Kamera gegen Gesundheit eintauschen mussten. Das kann aber natürlich überall passieren und sollte daher nur an bestimmten Orten bei der Planung einer Fototour bedacht werden.

Ganz früh

Schon weit vor Sonnenaufgang trafen wir uns und mussten feststellen, dass sich unerwartet Nebel über das Land gelegt hat. Oben angekommen, war dann auch bis kurz vor dem angekündigten Sonnenaufgang keinerlei Rotfärbung am Himmel zu sehen, da die Sonne komplett vom Nebel geschluckt wurde. Zumindest zunächst. Erst als sie höher stieg, konnte sie als rötlicher Lichtball in die Aufnahmen intergriert werden. Ein flächig roter Hintergrund, wie wir ihn uns vorgestellt hatten, war nicht umzusetzen. Interessant, dass der Dunst auch verhinderte, dass sich bei Blende 16 die gewünschten, sternförmigen Strahlen der Sonne ausbildeten. Dafür war dann das Licht wohl zu stark gefiltert. Oder aber ich habe einfach nicht die richtige Position bzw. den optimalen Winkel zur Lichtquelle gefunden.

Erstes Grün

Die Grafik eines Birkenwaldes ist immer interessant. Und so blieb ich auch noch, obwohl längst Frühstückshunger und Lust auf eine Tasse Kaffee aufkam. Die Sonne war nun schon recht hoch, brachte aber auf die Stämme der Birken ein noch warm anmutendes Licht. Und so fotografierte ich mit dem eigentlich unspektakulären Rückenlicht weiter. Um einen Ort kennenzulernen, empfiehlt es sich ohnehin, ein paar Bilder mehr zu machen und dabei auch in verschiedene Richtungen auszulösen. Dann hat man beim löschen daheim Gelegenheit, weiteres Potential zu erkennen und beim nächsten Termin vor Ort ggf. umzusetzen. Manchmal klappt es aber auch, direkt ein paar braucbare Bilder mehr zu machen, insbesondere, wenn der Ort so ansprechend ist wie im vorliegenden Fall.

Rückenlicht

Selbst im harten Gegenlicht sind hier oben noch Bilder möglich. Dabei belichte ich gern schon mal etwas über, um den strahlenden, leuchtenden Eindruck der Umgebung und die damit verbundene Atmosphäre annähernd einzufangen.

Im harten Gegenlicht

Es wird spannend sein herauszufinden, was es hier oben so an tierischen Motiven gibt und ob die sich bei einer ähnlichen Lichtsituation in ein Bild einbinden lassen. Kommt aber das Blattgrün erst so richtig durch, spriesst aus der Erde Bodenvegetation, und verfärbt sich alles im Herbst in leuchtend bunte Farben, werden auh ohne Tiere bei jedem Besuch neue Bilder möglich sein. Was ja ohnehin durch das eigentlich nie gleichbleibende Licht schon erreicht wird. So hat mir dieser eine Besuch der Kohlenhalde viele Anreize und Optionen für weitere Fotomorgende gebracht. Man sollte viel öfter einfach mal los und nicht so vieles vor sich herschieben.

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