Besondere Ereignisse

Hochwassertourismus ist nicht besonders beliebt. Schaulustige stehen möglicherweise Rettungskräften und Helfern im Weg herum. Auch als Fotograf ist man an solchen Orten nicht unbedingt gerne gesehen. Dabei macht es Fotografie ja auch gerade aus, besondere Ereignisse im Bild festzuhaltenFotografie ist ja auch ein Mittel, geschichtliche Ereignisse zu dokumentieren und für spätere Generationen im Bild zu konservieren. Der Fotograf ist somit nicht nur Zeitzeuge, sondern auch Archivar. Das gilt natürlich auch für Naturfotografen. Wir dokumentieren und konservieren auf unseren Bildern schon seit längerem weltweit die Spezies und Landschaftsformen wie eine große Museeumskommunity. Und wir tun dies mit den durchaus wirkungsvollen Mitteln der Bildsprache und der immer fortschreitenden Technik. In unseren Bildern wirkt das, was wir festhalten, höchst lebendig ud vermittelt dem Betrachter oftmals erheblich mehr als es das Museumspräparate und in Alkohol eingelegte Typusexemplare je könnten. Es ist daher also eigentlich auch unsere Pflicht, unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten einzubringen, um qualitative Dokumentation und Information zu gewährleisten.

Wo sich sonst satte Wiesen bis zum Rhein erstrecken, war der Rhein.
Der Seeadler sitzt im Baum und überblickt sein Revier, dass sich für kurze Zeit völlig anders präsentierte.
Die Dynamik einer wirklichen Auenlandschaft ist für den Naturfotografen beeindruckend, auch wenn dies an anderen Orten durchaus nachteilige Auswirkungen für Anwohner bedeutet.

Natürlich ist dabei aber auch sensibel und respektvoll vorzugehen. Und es gibt sicher auch Grenzen, die sich jedem Vernunftbegabten erschließen. Da wo der Naturfotograf nicht in einen möglichen moralischen Konflikt gerät, etwa mit Anwohnern einer von Hochwasser betroffenen Region, bietet aber etwa das Hochwasser eine Gelegenheit, eine altbekannte Landschaft ganz neu zu entdecken. Das kann für die eigene Fotografie sehr fruchtbar sein und helfen, ganz neu hinzuschauen.

Da die Vögel nicht an den üblichen pltzen saßen, musste ich durch das Schilf hindurch fotografieren. das war der einzige trockene Platz, an dem immer wieder Trupps der Bläßgänse vorbei flogen.
Einzelne Vögel machten sich in der Situation besser.

Denn es ändert sich ja mehr als nur das übliche Landschaftsbild. Bislang praktizierte Arbeitsweisen sind wahrscheinlich nicht möglich. Auf der Bislicher Insel zwischen Wesel und Xanten fotografiere ich gerne Wildgänse aus dem Auto. Blöd nur, wenn die Straßen, die dafür besonders geeignet sind, unter Wasser verschwunden sind. Gleichzeitig verteilen sich die Vögel völlig neu, denn sie müssen sich mit der neuen Situation ja auch erst einmal zurecht finden. Will man dennoch Bilder machen, ist man gezwungen, sich ganz neu zu orientieren. So kommt man unter Umständen dazu, auch einmal ganz andere Bilder zu machen und andere Wege einzuschlagen, die einem dann aber auch für die Zukunft im Sinn bleiben. Auch wenn sich längst der alte Zustand der Landschaft wieder hergestellt hat. Gerade wer ein bestimmtes Gebiet regelmäßig besucht, sollte dies bei jedem Wetter tun, egal wie vermeintlich schlecht es auch sein mag. Und eben auch bei den unterschiedlichsten sonstigen Bedingungen wie etwa einem Hochwasser. So entsteht ein vielfältigeres bild einer Landschaft. Und man lernt als Fotograf unwillkürlich dazu.

Da nur wenige sitzende Trupps erreichbar waren, nahm ich die Gelegenheit wahr, nicht immer nur die “aufgehübschten” Fotos zu erstellen, sondern das wahre Gesicht der Gegend mit einzufangen. Ging ja nicht anders.
Wenn man aber damit zufrieden ist, dass ein Tier auch mal klein im Bild zu sehen sein darf, war der Tag mit dem Hochwasser sehr nett.

Bei meinem Besuch auf der Bislicher Insel hat mich niemand schief angesehen, weil ich eine Kamera in den Händen hielt. Allerdings war man nicht sonderlich begeistert davon, dass einige motorisierte Zeitgenossen es ungemein spaßig fanden, mit ihren SUVs die überfluteten Straßen entlang zu brettern, obwohl diese gesperrt waren. Wie die Kinder strahlten Erwachsene Leute, wenn das Wasser hochspritzte. Und das im Naturschutzgebiet. Derartige Torheiten können dazu beitragen, dass der Verkehr an solchen Orten ganz eingestellt wird. Das trifft dann halt alle, aber Hauptsache ich hatte in dem Moment meinen Spaß. Das fehlende Rück- und Umsicht in der Tat gravierende Folgen für Naturfotografen haben kann, erzähle ich im nächsten Beitrag.

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2 thoughts on “Besondere Ereignisse”

  1. Hallo Markus, ja es gibt wirklich Leute die nicht nachdenken können oder wollen aber wundern sich wenn niemand mehr die wege nutzen darf. An den Bislicher Inseln gibt’s immer was zu entdecken. Tolle Geschichte.Gruß Uwe Hennig

    1. Hallo Uwe, vielleicht liegt es auch an uns, dem Treiben einiger Unvernünftiger meist nur kopfschüttelnd zuzusehen, anstatt auch mal das freundliche Gespräch zu suchen. Bei der zunehmenden Zahl der sich draußen tummelnden Leute wird das vielleicht bald wichtig werden. Manche tun das ja nicht aus böser Absicht, sondern vielmehr aus Unkenntniss.

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