Ein Gastbeitrag von Daniel Heß
Im Januar 2025 durfte ich Teil einer 16-tägigen Reise in die Karibik sein. Hierbei stand die große Biodiversität der karibischen Insel für mich in einem besonderen Fokus, welche ich zudem mit meiner Kamera dokumentierte. Auf der Insel Martinique, welche ich im Zuge der Reise ebenfalls besuchte, konnte ich im vulkanischen Tropenwald diesen Grünen Anolis fotografieren. Eine zuerst unscheinbare Echse, die an den Bäumen des Waldes auf und ab kletterte.

Besonders interessant waren für mich die morphologischen Merkmale und kryptischen Anpassungsstrategien der grünen Echse im Kontext ihres natürlichen Habitats. Auch die Wahl des fotografischen Equipments spielte dabei eine entscheidende Rolle, um die Strukturen und Verhaltensweisen unter tropischen Umweltbedingungen zu dokumentieren.

Das Motiv – Der Grüne Anolis (Anolis carolinensis)
Der Grüne Anolis ist ein semi-arboreales Reptil, das primär in den subtropischen und tropischen Wäldern Mittelamerikas und der Karibik vorkommt. Sein ausgeprägtes Farbänderungsvermögen, welches durch chromatophore Zellstrukturen in der Dermis ermöglicht wird, also Zellstrukturen, die sich in der Lederhaut des Tieres befinden und für die Farbgebung und Veränderung der Farben zuständig sind, ermöglicht eine effektive Anpassung an variable Lichtverhältnisse und stellt eine Schlüsselstrategie sowohl für Tarnung als auch für interspezifische Kommunikation dar.

Aufgrund dieser Eigenschaften war der Grüne Anolis beim Fotografieren eine besondere Herausforderung. Seine farbliche Anpassung in Kombination mit seiner hohen Beweglichkeit erfordert eine kontinuierliche Anpassung der Kameraeinstellungen. Besonders spannend ist zudem sein Verhalten in Bezug auf Prädation und Revierverteidigung, wobei er eine Vielzahl an Kommunikationsstrategien einsetzt, darunter visuelle Signale wie das Spreizen des Kehlfächers, eine Hautstruktur, welche die Echse aus- und einklappen kann, oder schnelle Kopfbewegungen.

Der Lebensraum des Grünen Anolis stellt eine äußerst große Bandbreite dar. So umfasst er sowohl dichte Regenwaldregionen als auch offenere Gebiete mit vereinzeltem Baumbestand. Aufgrund seines arborealen Lebensstils, also ein Leben vorwiegend auf Bäumen und somit auf das Klettern und Springen angepasst, hält er sich bevorzugt in den unteren bis mittleren Straten der Vegetation auf. Hier tarnt er sich auf Ästen, Blättern oder Baumstämmen.

Der Grüne Anolis ernährt sich überwiegend von Insekten und anderen kleinen Wirbellosen, die er durch seine hervorragende Beweglichkeit und schnelle Reflexe erbeuten kann. Durch eine ausgeklügelte Jagdstrategie, bei der er seine Beute aus kurzer Distanz fixieren kann und dann durch einen gezielten Sprung zuschlägt. Neben seiner Rolle als Prädator ist der Anolis jedoch selbst potenzielle Beute für zahlreiche Vogel- und Schlangenarten (auf Martinique vor allem Vogelarten, die die Jungtiere der Echse erbeuten), weshalb er stark auf Tarnung und rasche Fluchtreaktionen angewiesen ist.

In der Fortpflanzungsperiode zeigen männliche Anolis ein besonders auffälliges Territorialverhalten. Sie verteidigen ihr Revier gegenüber Rivalen durch ritualisierte Drohgebärden, zu denen das intensive Spreizen des schon erwähnten Kehlfächers, ruckartige Kopfbewegungen und das Hochdrücken des Körpers gehören.

Weibchen wählen ihre Paarungspartner auf Grundlage des genannten Balzverhaltens als auch der physischen Kondition des Männchens. Nach gelungener Paarung legen die Weibchen einzelne, gut getarnte Eier in feuchter Umgebung, meist in Laub oder Erdhöhlen. Dort schlüpfen dann nach einigen Wochen Jungtiere. Diese sind dann, schon von Beginn an, vollkommen selbstständig und lebensfähig.
Das Equipment – Canon RF 100/2.8 L Macro an der R6 Mark II
Alle hier gezeigten Fotos der Grünen Anolis wurden mit dem Canon RF 100/2.8 Makro L IS USM und der Canon R6 Mark II geschossen. Die Wahl des Objektivs wurde basierend auf dessen extremer optischer Leistungsfähigkeit, im Bereich der Makrofotografie getroffen. Die hochpräzise Linsenkonstruktion ermöglicht eine nahezu aberrationsfreie Darstellung feiner Hautstrukturen sowie eine detaillierte Abbildung der Oberflächenstrukturen des Anolis. Besonders vorteilhaft erweist sich die Kombination aus hoher Lichtstärke (f/2.8) und fortschrittlicher Autofokus-Technologie (Dual-Nano-USM), die eine exakte Fokussierung auch bei suboptimalen Lichtverhältnissen sicherstellt.

Zudem entscheidend war die Abdichtung und Resistenz gegen Feuchtigkeit und Staub von Kamera und Objektiv, welche wie gewohnt bei Canons L Objektiven mit an Bord ist und ein sorgenfreies Dokumentieren in der feuchten und schlammigen Umgebung des tropischen Regenwaldes ermöglichte.

Das Zusammenspiel aus hochauflösendem Sensor und schneller Serienaufnahme von 40 Bildern in der Sekunde machte die Canon R6 Mark ii zur optimalen Kamera in Kombination mit dem Canon RF 100/2.8 Makro L IS USM.

Optimierte Kameraeinstellungen für die Makrofotografie unter tropischen Bedingungen
- Blendenwahl: f/2.8–f/8 zur Maximierung der Detailauflösung und Steuerung der Schärfentiefe
- Verschlusszeit: 1/500s bis 1/2000s zur Minimierung von Bewegungsunschärfe bei aktiven Reptilien
- ISO-Bereich: 400–1600, abhängig von der verfügbaren Lichtsituation
- Autofokus-Modus: Kontinuierlicher Servo-AF mit Augenpriorisierung zur Sicherstellung einer präzisen Fokussierung auf die okulare Region des Motivs
- Bildstabilisierung: Nutzung der kamerainternen Stabilisierung in Kombination mit der optischen Stabilisierung des Objektivs zur Reduktion von Verwacklungen
Herausforderungen
Durch die besonderen tropischen Umweltbedingungen vor Ort, wie sich schnell ändernde Lichtverhältnisse, erzeugt durch die dichte an Vegetationsschichten, war beispielsweise eine häufige Anpassung der jeweiligen Einstellungen erforderlich.

Hinzu kam die hohe Empfindlichkeit der Echse gegenüber Bewegungen der Kamera, was eine behutsame und langsame Annäherung erforderte. Auch die Wahl des Standpunkts stellte im steilen Tropenwald des Vulkans eine Herausforderung dar, da durch die Steigung des Geländes und den Gegebenheiten des Untergrunds oft ein sicherer und stabiler Stand schwierig zu erreichen war, um den optimalen Winkel für Detailaufnahmen zu finden, aber gleichzeitig wiederum nicht die Echse zu erschrecken.
Fazit
Für mich hat sich die die Kombination aus der Canon R6 Mark II und dem RF 100/2.8 Makro L IS USM als ein optimaler Begleiter auf meiner Expedition erwiesen. Durch die leichte Bauweise gepaart mit hervorragender optischer Qualität des Objektivs erwies es sich als der perfekte und ständige Begleiter zur Dokumentation der etwas kleineren und unscheinbareren aber oft mindestens genauso schönen Motive.
Abschließend wünsche ich euch Viel Spaß und Gelingen bei eurer nächsten Reise oder Fotoabenteurer an der frischen Luft!

Über Daniel Heß
Mein Name ist Daniel Heß, ich bin Naturfotograf und studiere zur Zeit Biologie. Ich stamme aus Baden-Württemberg und habe mich auf die Fotografie von Landschaften, Wildtieren und abgelegenen Regionen spezialisiert. Besonders faszinieren mich unberührte Landschaften. Hierzu bin ich viel in den Alpen unterwegs wie auch dieses Jahr in der Karibik. Mehr von meiner Arbeit findet ihr auf Instagram und meiner Website.
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