Nachts bei den Waschbären

Seit knapp zwei Jahren verfolge ich mit einem Kumpel zusammen ein Fotoprojekt zum Thema Waschbär. Nach dem ersten Beitrag (~Abends bei den Waschbären~) gibt es jetzt die Fortsetzung mit ein paar weiteren Eindrücken aus dem Projekt. Waschbären sind nachtaktiv und lassen sich nur selten bei günstigen Lichtbedingungen fotografieren. Im dichten Wald beginne ich meistens mit ISO 3200, ehe das Licht zunehmend weniger wird. Zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs schauen die ersten Waschbären häufig schon aus ihren Höhlen heraus oder klettern zur blauen Stunde in den Bäumen umher, wobei man sie innerhalb eines kurzen Zeitfensters noch bei natürlichen Lichtbedingungen erwischen kann. Der Großteil der Zeit findet daher bei Nacht statt, wo man sich auf eine ganz neue Art des Fotografierens einstellen muss.

Abhängen zur blauen Stunde. Canon EOS 5D III + Canon 500 f/4 L IS II USM.
Die Nacht beginnt. Canon EOS 5D III + Canon 100-400 f/4,5-5,6 L IS II
Im Mondschein. Canon EOS 5D IV + Canon 70-200 f/2,8 L IS III
Entdeckt! Canon EOS 5D III + Sigma 35mm F1,4 DG HSM Art
Neugierige Blicke. Canon EOS R + Sigma 35mm F1,4 DG HSM Art

Zu Beginn hatte ich nur eine Kopflampe mit der ich nachts mit einem Freund zusammen die Schlafbäume kontrolliert habe. Nach einiger Zeit erweiterte sich das Kunstlicht-Repertoire jedoch um einige Lampen und einen Akkubaustrahler, die zusammen mit Blitzen zum Einsatz kommen. Mit Hilfe dieser technischen Hilfsmittel sind wir in der Lage diese nachtaktiven Tiere während ihrer Streifzüge fotografieren zu können. Sobald es Nacht ist klettern die geschickten Kleinbären von ihren Schlafbäumen herunter. Solange wir uns nicht unachtsam verhalten oder nochmal ein Spaziergänger mit einem Hund vorbeikommt bleiben sie meistens auch eher am Boden, da klettern für sie deutlich energieaufwendiger ist.

Am Waldboden. Canon EOS R + Sigma 35mm F1,4 DG HSM Art
An der knorrigen Buche. Canon EOS 5D III + Sigma 35mm F1,4 DG HSM Art
Schemenhaft. Canon EOS 5D IV + Canon 70-200mm f/2.8L IS III
Im Lichtkegel. Canon EOS R + Canon 70-200mm f/2.8L IS II
Schemenhaft. Canon EOS 5D III + Canon 70-200mm f/4L IS

Neben den Waschbären selbst ergeben sich auch immer wieder Möglichkeiten weitere Tiere der Nacht zu fotografieren. Den Sommer über werden wir in der Dämmerung von Glühwürmchen empfangen die zwischen den großen Eichenstämmen für eine mystische Stimmung sorgen. Außerdem treffen wir immer wieder auf Eulennachwuchs, der seine Bettelrufe in der Dunkelheit der Nacht erklingen lässt. Im vergangenen Sommer hatten wir das Glück eine Waldkauz- und eine Waldohreulenbrut zu entdecken, die in direkter Nachbarschaft zueinander gewohnt haben. Auch Fledermäuse halten uns gelegentlich etwas auf, wenn wir eine spannende Szene sehen, die sich für ein Foto lohnen könnte. Aktuell ist das Projekt noch nicht abgeschlossen und wir planen auch in diesem Sommer wieder einige Nächte bei den Waschbären zu verbringen.

Junge Waldohreule bei Nacht. Canon EOS R + Canon 500 f/4 L IS II USM
Fledermaus auf Beutezug. Canon EOS 5D III + Canon 24-70mm f/4 L IS

Im ersten Jahr des Fotoprojekts habe ich die meiste Zeit mit einer Canon EOS 5D III fotografiert und zweitweise auch mit einer Canon EOS 5D IV aus dem AC-Foto Rent Service. Die Kameras haben mir beide gut gefallen, aber bei diesen speziellen Fotobedingungen der Nacht habe ich zwischen den beiden Kameras keinen gravierenden Unterschied feststellen können. Im zweiten Jahr des Projekts war ich mit einer Canon EOS R vor Ort, was im Vergleich zu den DSLRs eine deutliche Verbesserung war. Der elektronische Sucher ist auch bei Nacht super hell und es bedarf nur einer winzigen Lichtquelle auf dem Motiv um es fokussieren zu können. Der Fokus sitzt dabei direkt und fängt nicht an zu pumpen ehe er mal eine Kontur auf den kontrastreichen Ohren des Waschbären findet. Auch die Möglichkeit alles schnell per Touch auf dem Live-View fokussieren und fotografieren zu können ist ein enormer Vorteil, da ich die Situation mit ohnehin eingeschränktem Sichtfeld viel besser überblicken kann und in vielen kurzlebigen oder Situationen nicht immer mit dem Gesicht am Kamerabody kleben muss. Für dieses Projekt ist für mich die Canon EOS R, zusammen mit lichtstarken Objektiven wie dem Canon EF 70-200/2.8 L IS III USM aktuell die beste Wahl mit vielen Vorteilen gegenüber einer klassischen Spiegelreflexkamera. Ich hatte sie jedoch vor dem Kauf erst einmal zum Testen aus dem AC-Foto Rent Service dabei, da ich im Vorfeld nicht wusste, ob mir das spiegellose System Vorteile verschaffen wird oder nicht.

Jan Piecha

Jan Piecha
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