Zwergseeschwalbe (c) Jörg Asmus

Öland – ein Eldorado für Vogelfotografen (Teil 2)

Ölands unterschiedliche Landschaftsformen

Öland verfügt über eine große Anzahl unterschiedlicher Landschaftsformen, die vor allem auch als Brutvogelhabitate eine große Bedeutung erlangen. Das Alvar wurde bereits erwähnt. Dort kommt der Goldregenpfeifer als Brutvogel vor und gilt als Charaktervogel dieser Kalksteinsteppe. Auf Öland befinden sich auch Schwedens größte zusammenhängende Strandwiesen, die als wichtiger Lebensraum für Bodenbrüter fungieren.

Links: Austernfischer sind zu Beginn ihrer Fortpflanzungsperiode sehr aktiv. Paarungen sind dann häufiger zu beobachten, aber auch solche Auseinandersetzungen, wie auf diesem Foto. / Rechts: An Ölands Küste sind hin und wieder Raubseeschwalben zu sehen und mitunter kommt es dort dann auch zu Fortpflanzungsaktivitäten einzelner Paare. Während des Nahrungserwerbs sind diese Vögel oft in Ufernähe zu beobachten. In Deutschland ist diese Art vom Aussterben bedroht.

Aber auch Nordeuropas größtes Edellaubwaldgebiet ist auf der Insel zu finden. Viele kleine Wasserflächen und Sümpfe verteilen sich über Öland – Habitate, in denen es immer etwas zu entdecken gibt, wie beispielsweise Ohrentaucher in ihrem beeindruckenden Prachtkleid.

Ohrentaucher (c) Jörg Asmus

Ohrentaucher sind auf einigen Kleingewässern Ölands anzutreffen und verhalten sich dem Menschen gegenüber vereinzelt sogar recht zutraulich.

Ebenso entwickelten sich ehemalige Industriestandorte mehr und mehr zu einem bevorzugten Refugium für Brutvögel, wie alte Kalksteinbrüche, die sich so langsam mit Wasser füllen und an den Rändern wieder ihre ursprünglichen Habitate entwickeln. Oft sind es auch ursprüngliche Landschaftsformen, die aufgrund von Initiativen einzelner Menschen oder von Ölands Ornithologischer Vereinigung erhalten werden, indem beispielsweise Sumpfgebiete vor einer Verkrautung bewahrt werden. Auch die vorgelagerten kleinen Inseln beziehungsweise Sandbänke scheinen ihr eigenes Vogelleben zu besitzen, auf denen beispielswiese der Säbelschnäbler noch zu den Brutvögeln zählt und manchmal auch ein Raubseeschwalben-Paar ihren Nachwuchs aufzieht.

Säbelschnäbler (c) Jörg Asmus

Zu den Brutvögeln zählen auch die Säbelschnäbler.

Die Landschaft um den Hornsjö, Ölands einziger See, oder das Naturschutzgebiet Halltorps hage bieten beispielsweise Singvögeln geeignete Brutstätten. Hier kann man auf Halsbandschnäpper treffen. Steinschmätzer sieht man hingegen überall auf der Insel; die vielen alten Steinmauern, die mitunter heute noch zur Eingrenzung der Weideflächen dienen, sind beliebte Aufenthaltsorte dieser Vögel. Auch ihre Nester legen Steinschmätzer in diesen Kalksteinmauern an.

Steinschmätzer (c) Jörg Asmus

Steinschmätzer gelten in Deutschland als eine Spezies, die von Aussterben bedroht ist. Auf Öland sind diese Vögel während der warmen Jahreszeit hingegen sehr häufig anzutreffen.

Zug der Eiderenten

Ein weiterer Anziehungspunkt auf Öland ist der alljährliche Eiderentenzug. Die Hauptzugzeit dieser Vögel erstreckt sich zwischen Ende März und Anfang April. Dies ist die Zeit, in der diese Enten zu Tausenden den Kalmarsund in Richtung ihrer Brutgebiete passieren und dann der Küste sehr nah kommen können. Der beste Ort für dieses Spektakel am frühen Morgen und dem gesamten Vormittag ist Stora Rör, in der Nähe des dortigen Hafens. Am besten ist es, wenn der Wind aus südwestlicher Richtung kommt. Bei auflandigem Wind fliegen die Eiderenten in der Regel näher am Land vorbei und sind dann auch leicht im Flug zu fotografieren.

Links: Eiderenten ziehen in beträchtlicher Zahl auf ihren Wanderungen zwischen den Überwinterungs- und Brutgebieten durch den Kalmarsund. / Rechts: Als Brutvogelart ist die Eiderente aber auch auf Öland vertreten.

Wintermotive auf Öland

Auch im Winter bietet Öland dem ambitionierten Vogelfotografen einige interessante Motive. So die verschiedenen Wasservogelarten, die in den Buchten der Insel überwintern oder auch einige Limikolen, wie den Meerstrandläufer oder den Steinwälzer, die in der kalten Jahreszeit dort angetroffen werden können und an den manchmal vereisten Küstenbereichen nach Nahrung suchen. Schneeammern und Strandpieper zählen in dieser Jahreszeit zu den Singvögeln, die hier ebenfalls als Besonderheit erwähnt werden sollen.

Meerstrandläufer (c) Jörg Asmus

Ein Meerstrandläufer im Januar 2024 an der Südspitze Ölands.

Öland – für jeden Vogelfotografen interessant

Im Grunde bietet Öland jedem Vogelfotografen ein großes Betätigungsfeld, ganz gleich ob man sich beispielsweise nur ausgesuchten Arten widmen möchte und an bestimmten Orten dann gezielt sein Tarnversteck errichtet, oder ob man eher der Fotograf ist, der sich actionreiche Aufnahmesituationen wünscht und fliegenden oder miteinander kämpfenden Individuen den Vorzug gibt.

Grauschnäpper (c) Jörg Asmus

Mit der untergehenden Sonne im Rücken kommt man einigen Vögeln auch ohne Tarnversteck sehr nah, wie diesem Grauschnäpper.

Wieder andere Menschen streifen einfach nur durch die Landschaft und lassen sich von dem überraschen, was ihnen vor die Linse fliegt. Egal welche Ambitionen man hegt, ein Mindestmaß an Vorbereitung ist in nahezu allen Fällen erforderlich, will man mit einem akzeptablen Ergebnis, und nicht enttäuscht, von einem Fotourlaub wieder nach Hause fahren.

Seeadler (c) Jörg Asmus

Öland ist auch schon lange Zeit wieder Seeadlergebiet, das war einmal anders.

Auf Öland gibt es sehr viele interessante Orte, die sich für die Fotografie von Vögeln besonders eignen. Viele von diesen Arealen unterliegen über mehrere Wochen im Jahr einem Betretungsverbot, das dem Schutz der brütenden Vögel dient und auch unbedingt beachtet werden muss. Oft gibt es aber auch Wege durch diese Gebiete, auf denen sich der Besucher trotz dieser zeitlich begrenzten Einschränkungen bewegen darf, oder Unterstände, Beobachtungsplattformen und -türme.

Links: Portrait einer Küstenseeschwalbe. / Rechts: Auch Zwergseeschwalben können an Ölands Küstengebieten regelmäßig beobachtet werden, immer wieder auch bei der Nahrungsaufnahme in Ufernähe.

Details zu 25 ausgewählten Fotospots und 18 Vogelarten auf Öland

„Öland – ein Eldorado für Vogelfotografen“ heißt die Überschrift zu diesem Beitrag, den ich in diesem Blog veröffentlichen durfte. „Öland – ein Eldorado für Vogelfotografen“ habe ich aber auch als Titel für meine neue Buchveröffentlichung gewählt, in der ich unter anderem 25 ausgewählte Plätze auf der Insel näher beschreibe, die sich besonders für die Vogelfotografie und auch -beobachtung eignen und auf deren Besonderheiten ich in der Publikation hinweise. Des Weiteren stelle ich in diesem Buch 18 Vogelarten vor, die für Mitteleuropäer eventuell besonders interessant sein könnten, d. h. wann und wo mit diesen ausgesuchten Spezies auf Öland am ehesten gerechnet werden kann. Es gibt zudem einen Statistikteil und weitere Informationen über die Landschaft und Vogelwelt der Insel. Wer sich einen Blick in dieses Buch wünscht, den lade ich gern dazu ein, meine Homepage zu besuchen.

Kormoran (c) Jörg Asmus

Auf Kormorane trifft man nahezu überall auf Öland. Diese Aufnahme gelang mir am Hornsjö, dem einzigen See auf Öland.

Aber auch wer sich auf andere Weise für die schwedische Insel Öland interessiert, der darf sich gern mit mir in Verbindung setzen und vielleicht läuft man sich dann einmal auf diesem Eiland über den Weg. Zum Schluss sei mir nun noch die Anmerkung erlaubt, dass Gotland ebenfalls „ett gott land“ (ein gutes Land) ist und ornithologisch ohne Zweifel ebenfalls einiges zu bieten hat. Mein persönliches Eldorado befindet sich aber dennoch direkt vor meiner Haustür – ein Eldorado, das übrigens auch von Deutschland aus leicht zu erreichen ist.

Über Jörg Asmus…

Jörg wurde 1966 in Havelberg geboren. Er hat bisher 6 Bücher und zahlreiche Fachbeiträge zum Thema Ornithologie veröffentlicht. Jörg war Initiator und Mitinitiator von internationalen Erhaltungszuchtprojekten und ist seit 2013 eingeladenes Mitglied der „IUCN Species Survival Commission (SSC) Red List Authority“, die sich um die ständige Aktualisierung der bekannten Roten Liste bemüht. Des Weiteren ist er Mitglied der „IUCN Species Survival Commission (SSC) Europe“. In naturhistorischen Sammlungen hat er phänotypische Merkmalsvariationen und die Abgrenzbarkeit der jeweiligen Vogelgruppen studiert und darüber publiziert.

Für seine Arbeiten auf diesem Gebiet wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2015 mit dem Maria-Koepcke-Preis der „Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G)“. Seit 2015 wandte er sich verstärkt der Wildlife-Fotografie zu, wobei sein Hauptinteresse seitdem auf die Avifauna Nordeuropas ausgerichtet ist. Mit seinen fotografischen Arbeiten nimmt er seit 2022 wiederholt erfolgreich an internationalen Fotowettbewerben teil und erhielt für eine Vielzahl seiner Fotos diverse Preise. Einige seiner Arbeiten wurden bereits in mehreren Ausstellungen bzw. Kunstgalerien präsentiert, so in Deutschland, Frankreich, Norwegen und Schweden.

Porträt Jörg Asmus

Zahlreiche weitere Bilder von Jörg gibt es auf seiner Homepage www.bird-photography.de zu sehen.

Hier geht es zu seinem Facebook-Profil.

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