Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen!

Eine naturfotografische Reise um die Welt…

Ein Gastbeitrag von Demian Knobel

Die Natur vor der eigenen Haustüre ist unendlich faszinierend. Und doch zieht es uns Menschen auch immer wieder auf ferne Kontinenten und in fremde Länder. Mit dem Fotografen natürlich immer mit dabei, die Kamera.

Aber das Fotografieren von unbekannten Orten ist nicht nur spannend und aufregend, sondern oft auch kompliziert und unbestimmt, sind doch die Motive häufig unbekannt. Es gilt, diesen Spagat zu meistern und das Beste für sich zu nutzen.

Die Vorbereitung

Es beginnt daher wie so oft, mit der Planung. So unberechenbar die Natur häufig ist, so ist dem Natur- und Landschaftsfotografen von heute natürlich längst klar, dass ohne anständige Vorbereitung wenig zu erreichen ist. Angefangen vom Wetter, über Kenntnisse der lokalen Topographie, über die Sonnenbewegungen bis hin zum fundierten Wissen über Tiere und deren Verhalten: Alles gilt es mit einzubeziehen.

Und hier zeigt sich eine der grossen Schwierigkeiten: Trotz stundenlanger Recherche über die an einem bestimmten Ort vorkommenden Tiere und deren Lebensraum in Büchern und im Internet, fehlt es dennoch am Gespür für den Ort.

Mit anderen Worten: Nach der Recherche zuhause, folgt das Kennenlernen vor Ort. Und hier sind lokale Guides Gold wert. Ich schaue mich nach Touren um, spreche mit Anbietern, und entscheide mich am Ende wenn immer möglich für eine massgeschneiderte Einzelführung. Es lohnt sich, an diesem Punkt etwas Geld zu investieren, denn die «Locals» kennen die Umgebung bestens und ermöglichen dir, mehr zu sehen und bessere Fotos zu machen. An gewissen Orten reicht es, den Guide einmalig zu buchen, andernorts macht es Sinn, von diesem länger begleitet zu werden.

Insgesamt war ich alleine an diesem Ort fünf Tage, um die Kolibris zu fotografieren. Um das harte Licht der ecuadorianischen Sonne für mich zu nutzen, habe ich eine Stelle aufgesucht, in der die Kolibris im Schatten sind. So gibt es sowohl einen schönen Hintergrund und das helle Licht lässt nicht das Weiss der Federn ausbrennen.

Nikon Z9, Nikon 600/4, 1/2500s, f4.0, ISO 4000

Diesen Ort hätte ich ohne einen lokalen Guide kaum gefunden. Zwar bin ich dem Vogel auch auf einer Wanderung alleine begegnet, doch hier war eine regelrechte Arena für die Andenfelsenhähne.

Nikon Z9, Nikon 600/4, 1/1000s, f4.0, ISO 6400

Die entscheidende Essenz

Nachdem wir nun also möglichst viel Wissen angesammelt haben und die richtigen Leute zur Unterstützung haben, kommt nun der meines Erachtens wichtigste Teil:
Geduld und Zeit. Meine Herangehensweise bringt mich oft zu einigen wenigen Orten, dafür versuche ich dort umso tiefer einzutauchen. Es benötigt Zeit, die Verhaltensweisen von Tieren zu studieren und so ihre Bewegungen vorherzusehen. Dies ermöglicht dann wiederum, Fotos mit viel mehr Tiefgang zu kreieren.

Die Equipment-Frage

Ich gebe zu, zur Kategorie der Fotografen zu gehören, die gerne viel Ausrüstung dabei hat. Kompromisse gehe ich nur ungern ein, und so ist jeweils der grösste Teil meines Gepäcks Fotoequipment. Glücklicherweise hat der Fortschritt der Technik zuletzt auch zu leichteren Kameras und Objektiven geführt. Schritt für Schritt versuche ich das Gewicht zu reduzieren. Denn klar ist, die Last muss auch stundenlang getragen werden können. Und wer aufgrund der Müdigkeit den Fototag beenden muss, wäre mit leichterem Gepäck wohl besser beraten gewesen.

Im Himmel für Naturfotografie angekommen

Kein mir bekannter Ort auf der Welt bietet eine ähnliche Fülle an Tiermotiven und fotografischen Freiheiten wie die Falklandinseln im südlichen Atlantik, über 12’500 km entfernt von Europa. Die Anreise dauert mehrere Tage. Wer dies aber auf sich nimmt, bleibt am Besten drei Wochen oder länger. Hier kann man an vielen Orten des Inselarchipels in die Natur eintauchen und geniessen. Meist ist das Licht am Morgen und am Abend am geeignetsten, sodass viel Zeit für Beobachtungen tagsüber bleibt. Hierzu lasse ich oft auch die Kamera im Rucksack und lasse mich von den Tieren inspirieren. Viele meiner Fotoideen entstehen auf diese Weise. Beispielsweise löse ich meine Kamera auch gerne aus der Ferne aus . Einfache, im Handel erhältliche Funk-Sender benötigen kaum Platz im Gepäck, ermöglichen aber ganz neue Perspektiven.

Oft fotografieren ich an den ersten Tagen sehr viel, schliesslich ist noch alles neu. Meine besten Fotos entstehen aber häufig erst nach mehreren Tagen, weil ich dann eine Idee im Kopf habe und an deren Umsetzung herumprobiere.

An zwei Abenden habe ich über 10’000 Fotos gemacht, um die durch die Lüfte fliegenden Felsenpinguine scharf ablichten zu können. Hier braucht’s Durchhaltewillen und etwas Geschick…

Nikon Z9, Nikon 600/4, 1/800s, f4.0, ISO 4000

Wer viel Zeit investiert, erhöht auch die Chancen vom grossen Wetterglück. Diesen Regenbogen werde ich so schnell nicht vergessen (einzelne Regentropfen in Nachbearbeitung entfernt).

Nikon Z9, Nikon Z 14-30/4, 1/40s, f11, ISO 2500, 14mm

Die imposanten See-Elefanten-Männchen kämpfen in spektakulärer Art und Weise. Auch wenn es zu sagen gilt, dass zur besuchten Jahreszeit «nur» die kleinen Männchen anwesend waren, so ging es dennoch wild zu und her.

Nikon Z6, Sigma 70-200/2.8, 1/2000s, f5.6, ISO 1600, 70mm

Meine vorgängige Recherche zeigte, dass Januar der ideale Monat ist, um schlüpfende Königspinguine zu sehen. Ich verfolgte die Geburt, begonnen beim kleinen Riss in der Ei-Schale bis zum vollständigen Herauspellen.

Nikon Z9, Nikon 600/4, 1/1250s, f7.1, ISO 200

Hier habe ich eine Kamera nahe dem Wasser platziert, an dem sich die Pinguine gerne nach der Rückkehr aus dem Meer vom Salzwasser reinigen. Nach einiger Zeit haben sich die Tiere an die Kamera gewöhnt und ich konnte aus der Ferne Fotos auslösen.

Nikon Z6, Nikon 24-120/4, 1/2000s, f16, ISO 2200, 24mm

Demian Knobel
www.dkphotography.ch
Instagram: dkphotography.ch

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