Eulen üben schon seit Langem eine besondere Faszination auf mich aus. Ihre heimliche Lebensweise, ihr elegantes Auftreten und die Stimmung, die sich an den Abenden bei ihnen ergibt, ist jedes Mal wieder beeindruckend. Eine Eule hatte ich schon länger auf der Wunschliste und jetzt sollte sich eine Chance auftun sie zu erwischen – die Schleiereule. Es kam allerdings mal wieder alles etwas anders als erwartet.
Im April konnte ich tagsüber für einen kurzen Moment einen Vogel im Gegenlicht sehen, der für mich aussah wie eine Schleiereule. Da an der Stelle aber auch Turmfalken brüteten, tat ich sie im Nachhinein als Turmfalken ab und dachte nicht weiter darüber nach. Später im Jahr erfuhr ich von Freunden, dass in einem Schuppen am Stadtrand Schleiereulen Junge hätten, direkt neben den Turmfalken. In dem Moment war mir natürlich sofort klar um welchen Schuppen es sich handelt. Meine Augen hatten mir anscheinend einige Wochen vorher keinen Streich gespielt. So kam es also, dass ich abends des Öfteren mit dem Fahrrad in Richtung Felder fuhr, um an besagtem Schuppen anzusitzen.
Mir war bewusst, dass Schleiereulen deutlich später mit ihrer Aktivität beginnen als viele andere Eulenarten. Die ersten Ansitze waren schön, aber für geeignete Fotos war es noch zu weit und die Vögel hatten keine Eile dabei aus den Tagesschlafplätzen zu kommen.
Nachdem ich mehrfach zum Beobachten bei ihnen war, konnte ich ihr Verhalten und ihre Reaktionen auf mich ganz gut einschätzen. Aus diesem Grund wagte ich eines Abends einen Ansitz direkt vor ihrem Schuppen. Dazu habe ich einfach eine Plane genommen, die schon seit einiger Zeit auf der Wiese lag. Die einfachen Lösungen sind häufig die besten, weshalb ich mich entschied sie einfach durch einige Stöcke aufzustellen und so einen festen Ansitz zu bekommen. Soweit so gut! Das Problem daran war, dass hunderte Mücken dort hineinkamen, aber keine von ihnen auch wieder herausflog. Jetzt hieß es also ausharren und Blutsauger wegpusten.
Trotzdem hatte ich mir die Ergebnisse irgendwie konstanter erwartet. Mal blickten sie schon um halb 9 aus ihrem Loch, während man nicht im Versteck war, und an einem anderen Tag passierte vor 10 Uhr gar nichts. So kam es, dass ich bei vier von fünf Ansitzen leer ausging und ohne Bilder wieder heimfuhr. Irgendwann kamen sie allerdings auch mal bei etwas Licht an den Eingang und ich kam zu meinen gewünschten Aufnahmen.
Auch wenn ich häufig ohne die erhofften Fotos nach Hause fahren musste, war die Stimmung vor Ort immer wieder gut. Elegante Flugmanöver aus nächster Nähe und die Bettelrufe der Jungen ergaben eine tolle Stimmung vor dem roten Abendhimmel. In einer angrenzenden Kleingartenanlage rufen zurzeit zusätzlich noch mehrere junge Waldohreulen, um das Gesamtpaket perfekt zu machen. Es lässt sich daher immer wieder viel erleben an der Eulenwiese. Die Kombination aus dem neuen 500er und der EOS 5D III liefert zum Glück auch bei wenig Licht hervorragende Ergebnisse.
Jan Piecha
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Hallo Jan,
wollte dir noch meinen Respekt zu deinem sympathischen Blockbeitrag zum Ausdruck bringen, sowohl was die rücksichtsvolle Herangehensweise, die schönen Fotos, sowie die Projektbeschreibung angeht. Am besten gefällt mir übrigens das Flugfoto der beiden Schleiereulen in der Dämmerung – gibt wunderschön die Stimmung wieder, die ich gut nachvollziehen kann. Ein solches Foto habe ich bisher noch nie veröffentlicht gesehen, ist also etwas ganz besonderes.
Ich finde dein Projekt deshalb so sympathisch, weil es auf den extremen technischen Aufwand von Lichtschranke und mehreren entfesselt E-Blitzen (also Studiobedingungen in der Scheune/am Brutplatz) verzichtet, nur um das – scheinbar – perfekte Foto der Schleiereule mit perfekter Flügelstellung zu bekommen.
Dein Foto der fliegenden Eulen im natürlichen Dämmerlicht zeugt von hohem tierfotografischen Können…
Weiter so!
Ein wirklich schönes Fotoprojekt, quasi vor der Haustür, gut geschrieben, konnte mich gut hineinversetzen, hat mich wohl an eigene Beobachtungen von früher erinnert…
Besonders beeindruckt hat mich das nächtliche Flugfoto der beiden Schleiereulen über der Scheune – das hat wirklich was! Toll, was sich Dank hochwertiger Sensoren so alles einfangen lässt! Herzlichen Glückwunsch!