Ein Gastbeitrag von Phillip Schulze aus der GDT Jugendgruppe
Als Naturfotograf muss man in den meisten Fällen mit dem Licht vorlieb nehmen, welches das Wetter einem zur Verfügung stellt. Und das kann bei komplett bedecktem Himmel ganz schön eintönig werden. Beim Sommerurlaub auf der Nordseeinsel Amrum nutzte ich die Morgende, um mich fotografisch um die dortige Vogelwelt zu kümmern. Ein Rotschenkel erwies sich dabei als sehr kooperativ und hielt sich zuverlässig immer am selben Steg auf. Also fuhr ich vor Sonnenaufgang an die ausgekundschaftete Stelle, um mich intensiv diesem Vogel zu widmen.
Der Himmel war sehr klar und ich rechnete mit einem baldigen Ende der Fotosession, da die Sonne im Sommer schnell für hartes Licht sorgt. Nur am Horizont zeigten sich einige kleine Wolken. Die vor Sonnenaufgang noch lila gefärbten Wolken gaben dem Hintergrund des ersten Bildes des Tages einen sehr schönen Farbton. Aber nur zwei Minuten später hatte die Sonne den Horizont erreicht und das Lila wechselte in ein Orange-Rot. Diese schnellen Änderungen der Lichtfarbe sind allerdings nur derart auffällig, wenn man direkt gegen das Licht fotografiert.
Schnell wurde die Sonne zu hell, um direkt gegen sie zu fotografieren. Fotografiert man stattdessen mit der Sonne, erhält man sehr schönes weiches Licht auf dem Motiv. Das schien der Rotschenkel ebenfalls so zu sehen, denn er flog auf und setzte sich nur wenige Meter hinter mir wieder auf das Geländer des Steges. Also musste ich mich nur umdrehen und hatte eine komplett andere Lichtsituation.
Genau jetzt beginnt eigentlich das Rennen mit dem schnell zu hart werdenden Licht. Doch eine Wolkenfront zog auf, verdeckte die Sonne teilweise und gab mir so mehr Zeit. Um die Wolkenstrukturen und die Helligkeitsunterschiede im Himmel im Bild festzuhalten, versuchte ich mich an einem Foto mit wenig Brennweite. Und siehe da, trotz nur 70mm Brennweite ließ sich der Vogel nicht von mir stören. Eine ziemlich ungewohnte Situation für einen Tierfotografen.
Inzwischen hatten der Rotschenkel und ich uns gut aneinander gewöhnt, sodass ich meine Positionswechsel etwas spontaner machen konnte. So hatte ich die Möglichkeit, ein Foto mit dieser Brennweite nicht nur gegen, sondern auch mit dem Licht zu machen. Auf diese Weise kann man gut das Wattenmeer mit den Salzwiesen erahnen.
Irgendwann wurde es ihm dann doch zu viel und er flog ein paar Meter weiter ins Watt, um dort nach Futter zu suchen. Das gab mir die Möglichkeit, bei nun komplett bewölktem Himmel etwas herum zu probieren.
Innerhalb von gut einer Stunde war es dank der sich ständig ändernden Wolkenkonstellation möglich, dasselbe Motiv in ganz vielen verschiedenen Lichtern stehen zu lassen. Wofür man sonst mehrere Tage hätte immer wieder kommen müssen, gelang an diesem Morgen in kürzester Zeit. Allerdings muss ich gestehen, dass ich ohne mein Model die tollen Lichtstimmungen nicht so gut hätte nutzen können.
Um einen Überblick über die Location zu bekommen, gibt’s hier noch ein kleines Making of samt verwendetem Equipment: Canon Eos 7D + EF 70-200/4.0 IS + EF 500/4.0 IS.
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