Als Lost Place Location für den diesjährigen HDR- und TS-E-Fotoworkshop für AC-Foto habe ich mir nach dem berühmten Beelitz ein anderes prominentes Objekt ausgesucht: Das Schlosshotel Waldlust im Schwarzwald.
Das Grand Hotel öffnete 1902 und eroberte innerhalb weniger Jahre einen Top Rang weltweit. Bis Mitte der 1930er Jahren gingen hier Könige und die Weltprominenz ein und aus. Das Schlosshotel war damals eines der Häuser für die High Society.
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges hinterließen auch hier ihre Spuren. Das Haus wurde zeitweise zu einem Lazarett umfunktioniert. Das Waldlust erlangte nie wieder den Weltruhm, den es einst hatte. Der Untergang war von vielen Besitzerwechseln, Leerständen und schließlich dem Ruin 2005 gezeichnet. Heute ist das einstige Nobel-Hotel verlassen. In manchen Zimmern sind es nur winzige Details, die das verraten, wie zum Beispiel ein Vogelnest im Nachttischschränkchen oder ein Fernseher aus den 80er Jahren. Es wirkt so als wäre der letzte Gast erst gestern abgereist.
Die Badezimmer zeigen die Fliesenmode der letzten Jahrzehnte, der Wellnesstempel war wohl in den 90er Jahren state oft the art.
Das Hotel war an diesem Tag nur für uns geöffnet. Die zwölf Teilnehmer gingen auf vier Etagen mit Zimmern, dem Dachboden, der Lobby, der Bar und dem Keller auf Entdeckungstour. Hinter jeder Tür erwarteten uns Relikte vergangener Zeiten des Hotels.
Der Ballsaal fungierte als unsere Homebase. Hier wurden die Kameraeinstellungen besprochen, das Leihequipment getauscht, die Bildbesprechung durchgeführt und die Pausen verbracht.
Bei einer Lost Places Location denkt man normalerweise an Schmutz und Einsturzgefahr. Das Hotel Waldlust wird von dem Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt verwaltet und ist daher durchaus gepflegt. Es gibt fließend Wasser, eine funktionierende Toilette und Strom für den Beamer, Laptop und Ladegeräte.
Als wäre das nicht schon luxuriös genug, wurden die alten Lampen im Ballsaal extra für uns eingeschaltet und ein Kaffeevollautomat mit Catering – dem weltbesten Wurstsalat- aufgestellt. Man kann sich vielleicht die ungläubigen Blicke aller Beteiligten vorstellen – fast alle erfahrene Lost Places Fotografen- die mit viel schlimmeren Verhältnissen gerechnet haben. Dem Verein ist es auch gedankt, dass das Hotel quasi frei von Vandalismus ist. Märchenhafte Himmelbetten, Ohrensessel, verstaubte Bücher und prächtige Säulen sind erhalten und zeugen von einer prunkvollen Zeit. Eine einmalige Kulisse also für Fotografen, die Lost Places lieben!
Ein Bericht von Petra Selbertinger
Trainerin der Canon Academy
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