The Operatives – Lebensgefährlicher Einsatz für Mensch und Material Teil 4

© Robert Marc Lehmann

Nach dem genialen Zusammentreffen mit den Sumatra-Nashörnern ging es direkt nach Borneo zum vorletzten großen Abenteuer meiner Asien-Reise.

Mitten im Dschungel, versteckt, fernab jeglicher Zivilisation und weit weg von Wilderern, Feuer, Palmöl-Plantagen und Jägern, besuchten wir ein Orang-Utan-Refugium. Es hat um die 40 Grad mit unglaublich feuchter Luft, der Geruch von Dschungel, Blüten, fauligem Holz und Nelken-Zigaretten liegt in der Luft.

Rund 70 Orang-Utans lebten in der Auffangstation zur Zeit meines Besuches. Unter anderem auch Obi, ein erst wenige Monate altes Jungtier. Er klammerte sich den ganzen Tag an seinen übergroßen, orangefarbenen Teddybär – seinen Mutterersatz. Obis Mutter starb wie so viele Elterntiere zuvor im Feuer. Kurz nach meiner Abreise stand ganz Borneo in Flammen. Die Feuer, die den gerodeten Urwald zusätzlich vom Unkraut „reinigen“ sollen, waren außer Kontrolle geraten. Es loderten über 170 Feuer auf Borneo…

Die Elterntiere schützen ihr Kinder mit ihrem Leben. Ein Orang-Utan verlässt „seinen“ Baum nur sehr ungern. Auch nicht, wenn eine Kettensäge den Baum entwurzelt, oder jemand den Wald anzündet. Das Ergebnis saß nun direkt vor mir. Eine Handvoll Waldmensch. Ein kleiner Orang-Utan mit Windel.

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Der kleine Obi in Quarantäne. Canon 1D C + Canon 24-105 /4

Neben Obi, der noch in Quarantäne bleiben musste, wüteten schon aufgeregt die Halbstarken 3 – 6 Jährigen. Es war ja schließlich schon sieben Uhr. Zeit für die Schule. Die Schulaffen konnten es kaum erwarten aus ihren Schlafkäfigen entlassen zu werden und sich in den Schulbus zu begeben. Zu zwanzig schlafen die Affen in großen Stahlkäfigen über Nacht und sind so sicher vor jeglichen äußeren Einflüssen und z.B. Tigern, obwohl diese auch eher ausgerottet als ausgehungert sind. Der Schulbus besteht aus 4 Schubkarren. In jede Karre passen gut 6 – 8 halbstarke Affen. Manchen müssen laufen, manche werden getragen und andere klammern sich einfach am Bein der Pfleger fest. Wie ich früher, bei meinen Eltern;-)

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Die Affenbande auf dem Weg zur Dschungelschule per Schubkarre. Canon 1D C + Canon 16-35/4 + 1x Canon Speedlite 680 EX-RT + Canon Speedlite Transmitter ST-E3

Die Orangs, die laufen müssen, beschweren sich lautstark. Ein Orang-Utan läuft nun mal nicht. Dafür sind sie nicht gemacht. Auch im Dschungel wird man die Waldmenschen niemals auf dem Boden finden. Viel zu viele Gefahren lauern dort.

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Dieser kleine Waldmensch ist krank und muss von einer Pflegerin getragen werden. Canon 1D C + Canon 16-35/4

Die Affen gehen im Gegensatz zu unseren menschlichen Schulkindern jeden Tag in die Schule, allerdings nur wenn Sie möchten und so bleiben auch heute wieder zwei Kandidaten im Käfig. Normalerweise fotografiere ich keine Tiere im Käfig, aber die Halbstarken sind ja quasi freiwillig hier. Jeder Affe kann auch gern in der Schule bleiben. Ach ja, die Schule ist übrigens: Der Dschungel. Der richtige und offene Dschungel. Nach ca. 20 Minuten Fahrt in der Schubkarre, kommen wir in der Schule an. Kaum sichtbar geht ein kleiner Holzsteg in den dichten Dschungel Borneos und mit dicht, meine ich auch dicht! Na super, quasi kein Licht zum Fotografieren… Gut das ich mein 70 – 200/2.8 L IS  dabei habe. Kurze Zeit später wünsche ich mir allerdings ein 12 – 400/1.8 L IS – also Canon bitte sehr, überwindet die Grenzen der Physik.

Die Orangs sind so unglaublich mobil und auf Zack das ich eigentlich in jeder Situation die falsche Linse drauf habe. Dazu kommen dann noch ständig Tropfen vom Morgentau aus den Bäumen, da man ja eher nach oben fotografiert und Dreck. Viel Dreck. Einige Affen versuchen meine Linse abzulecken, andere bewerfen mich mit Waldboden oder Ästen. Ach herrlich, so mag ich es am liebsten. Jeglicher Kontakt mit den Affen ist mir untersagt, sonst hätte ich mich hier und da auch gern mal revanchiert.

Bevor ich ins Camp durfte musste ich eine penible Untersuchung über mich ergehen lassen, die einige Tage dauerte. Immerhin wusste ich zu diesem Zeitpunkt dann, ich habe weder Würmer noch Cholera oder die Pest, meine Lungen, mein Blut und sogar mein Stuhl sind in bester Ordnung.

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Ich durfte mich den Affen nicht nähern, aber ein Selfie war drin. Canon 1D C + Canon 16-35/4

Ich knie wie immer im Dreck und da sind sie wieder – meine Freunde, die Feuerameisen. Ich würde jetzt auch gern mit den Rothaarigen Viechern im Baum herumklettern. Die Pfleger halten sich merklich zurück. Sie tragen Einweghandschuhe und Mundschutz. Jeder unserer Keime könnte bei den Affen zu einer tödlichen Infektion führen. Außerdem verdeckt die Maske das Gesicht – schließlich sollen die Affen so wenig Kontakt wie möglich zum Menschen haben. Nichtsdestotrotz, geben die Pfleger kranken Affen bestimmte Blätter zu fressen, die z.B. den Magen beruhigen sollen. Orang-Utans können als Erwachsene mehr als 2800 verschiedene Pflanzensorten voneinander unterscheiden und versorgen sich quasi selber mit Medikamenten aus der Urwald-Apotheke. Sie können besonders gut Grüntöne voneinander unterscheiden. Für mich sieht hier alles gleich aus. Aber was weiß ich schon, ich bin ja auch Meeresbiologe…

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Halbstarker Orang-Utan in der Dschungelschule. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8
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Dieses Weibchen war besonders schüchtern. Wilderer erlegten ihre Mutter. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8

Manchmal frage ich mich dann auch in solchen Situationen, wenn mir der Schweiß ins Auge läuft, das Atmen unter der Maske schwer fällt und die Feuerameisen einem im besten Fall nur in den Hintern beißen, warum genau ich das alles hier eigentlich mache. Aber immer wenn ich dann zu Hause die Geschichten erzählen kann, die ich erleben durfte und die damit verbunden Hintergründe selbst kleinsten Kindern klar werden, weiß ich es wieder. Dieses Projekt war Teil eines Ganzen. Teil eines Umweltschutz-Filmprojektes, wie es so zuvor keines gab.

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Der Blick in die Freiheit. Nach jahrelangem Training können die Waldmenschen endlich zurück in den Dschungel. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8

Die Orangs und deren Pfleger haben mir noch viele schöne, beeindruckende aber auch sehr traurige Momente spendiert. Ich werde Obis kugelrunde Augen niemals vergessen. Die Mutter verbrannt, schwer traumatisiert, allein. Er wird viele Jahre brauchen, bis er alles für ein Leben im Dschungel erlernt hat, schließlich lernt er von Menschen, nicht von seinesgleichen. Ich hoffe er wird eines Tages frei und unbeschwert durch einen intakten Dschungel hangeln und Naturfotografen, die ihn nur durch Zufall entdeckt haben mit Dreck bewerfen. Das wär schön;-)

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Eine helfende Hand. Die Pfleger leisten übermenschliches. Es dauert viele Jahre bis ein Orang-Utan zum Auswildern bereit ist. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8

Man sollte an dieser Stelle durchaus auch über sein eigenes Verhalten nachdenken, schließlich ist fast jeder Deutsche mit Schuld an der Situation von dem kleinen Obi. Wir wollen hier z.B. besonders günstig wohlschmeckende Nuss-Nougat-Creme essen. Dazu benötigt man Palmöl, welches ebenso in sehr vielen anderen Lebensmitteln enthalten ist. Ich habe bis zum heutigen Tage kein Nutella mehr angerührt, dennoch benutze ich mindestens zehn mal am Tag Palmöl. In meiner Seife, im Duschgel, im Kuchenteig und im Schokoriegel – man kommt fast nicht drumherum. Aber ich achte ab jetzt auf meinen Konsum. Obi zuliebe.

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Daumen hoch. Die ganz Kleinen auf dem Weg nach Hause, nach der Schule. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8
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Mein Lieblingsbild von den Orang-Utans. Der Hintergrund zum Bild ist jedoch schrecklich – Es sind alles Waisenkinder. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8
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In Indonesien raucht eigentlich fast jeder. Im Gegenlicht siehts cool aus, bleibt aber scheiße. Canon 1D C + Canon 24-105/4
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12. Wir waren auch auf der Suche nach wilden Orang-Utans entlang der Flussufer. Canon 1D C + Canon 16-35/4 + 1x Canon Speedlite 680 EX-RT + Canon Speedlite Transmitter ST-E3

Auf zu meinem letzten Abenteuer. Indien.

Irgendwie hatte ich immer Angst vor Indien. Groß, gefährlich, unübersichtlich, überbevölkert, komisches Essen und auf jeden Fall Durchfall. Naja bis auf das mit dem Essen war alles Quatsch. Ich mag eben einfach kein indisches Essen. Das ist schon fies, wenn man wochenlang in Indien etwas essen muss um zu überleben Nun gut, das war alles zu verschmerzen, denn was mir Indien bot, überstieg meine kühnsten Träume.

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Achtung Tiger! Canon 1D C + Canon 400/2.8

In Zentralindien startete ich meine Suche nach dem letzten Objekt der Begierde für unsere Doku. 3000 soll es von denen noch in freier Natur geben – Insgesamt! Nur? Ok. Allein in Deutschland leben mehr als 200 Tiger in Privathaushalten. Bei Mami auf der Couch – Ja richtig! In Texas z.B. leben zusammen mehr Tiger als weltweit in freier Wildbahn… Schade auch. Die größte und majestätischste Katze der Welt ist nicht weit vom Aussterben entfernt. Zumindest draußen in freier Natur. Neuste Untersuchungen zeigen allerdings: die Zahlen sind doch etwas höher als gedacht. Dank Fotofallen wissen Experten nun von etwa 3.800 Tigern weltweit. Danke an die unbemenschten Fotokisten am Baum!

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Der frische Riss eines Tigers. Die beiden verantwortlichen Tiger, kehrten für eine Woche jeden Tag zum Kadaver der Kuh zurück, wie unsere Kamerafallen zeigten. Canon 1D C + Sigma 15 Fisheye /2.8 + 1x Canon Speedlite 680 EX-RT + Canon Speedlite Transmitter ST-E3

Die erste Nacht im Tigercamp: Ich erwarte nichts. Wir sitzen beim Essen, als Harsh, der Leiter des Tigercamps mit ruhiger aber dennoch freudig-überraschter Stimme und indischem Akzent sagt: „Ah – there she is!“ Wir schauen auf einen Bildschirm an der Wand, der das Live-Bild einer Kamera liefert, die keine 15m von uns entfernt ein Wasserloch beobachtet. Es ist dunkelschwarze Nacht. Ich sehe nichts. Wir stehen alle auf und versammeln uns um den Bildschirm. „Wait for it…“ Und da kommt Sie. Alter Schwede – nichtmal einen Steinwurf von uns entfernt, geht ein Tiger mit dem Hintern zuerst ins Wasser, schlabbert aus der Badewanne und kühlt sich für etwa 2 Minuten ab. Dann steigt das ausgewachsene Weibchen aus dem Teich und verschwindet wieder in schwarzer Nacht. Harsh grinst mich an. Ich glaube ich bin verliebt. Also in den Tiger, da eben…

Mich beeindrucken selten Momente vorm Bildschirm – aber das da eben war endgeil! Mein Herz schlägt wie verrückt, dennoch ergreift mich irgendwie eine aufgeregte Ruhe. Keine Ahnung wie ich dieses Gefühl beschreiben soll. Ich folge Harsh und Poonam nach draußen. Die beiden Tiger-Experten sagen zu mir: „Atme tief ein und lausche!“ Ich kann Sie riechen. Großkatze. Ich kann Sie hören. Ihr Ruf tönt sonor durch den ganzen Trockenwald. Ein Wahnsinns-Erlebnis ohne den Tiger überhaupt gesehen zu haben. Ich möchte am liebsten draußen bleiben, aber drinnen wartet ja noch das mittlerweile kalte indische Essen… Mmmmhhhh, super.

In dieser Nacht sehe ich noch ein Tigermännchen, einen Leoparden, einige Hirsche, eine trinkende Königskobra und einen Lippenbär am Teich. Gehts noch??? Wo ist mein Nachtsichtgerät, wo ist meine Infrarot-Kamera-Falle. Ich bin dermaßen aufgeregt. Ich kann natürlich kaum schlafen. Egal. Es geht eh um 5 Uhr morgens los. Wir wollen im Tiger-Gebiet ankommen, bevor die Sonne aufgeht – jede Minute nutzen.

Bewaffnet mit zwei Canon EOS-1D C Kameras mit einem 400/2.8 L IS II und einem 70 – 200/2.8 L IS II, kann eigentlich auch nichts schief gehen. Wenn es heute Tiger gibt, werde ich sie erwischen.

Apropos Sonne – Es ist fünf Uhr morgens und das Thermometer zeigt bereist 35 Grad. Mir läuft die Suppe, bevor ich überhaupt in den extra für mich präparierten Jeep steige. Ich organisiere noch schnell eine Kühlbox mit Eis und kleinen weißen Handtüchern, denn ich ahne nichts Gutes. Wir fahren los. 40 Grad. Hallo? Wo soll das denn noch hinführen. Naja ganz einfach. Zu 56 Grad Celsius! In der Zeit, in der wir in Indien nach Tigern suchten, starben sogar viele Menschen an Hitzschlägen. Das reichte sogar bis zu den deutschen Medien. Meine Mutter war wie immer in heller Aufregung. „Kind, muss das denn alles immer wieder sein?“ – Ja muss es;-)

Bei 56 Grad noch vernünftig zu filmen fiel mir wirklich schwer. Ich wurde verbrannt und gegart gleichzeitig. Der Sensor meiner Kamera lief regelmäßig heiß. Es gab ja auch jede Menge zu filmen. Um den ständigen Überhitzungswarnungen meiner Kamera entgegenzuwirken tauschte ich alle 15 Minuten die eiskalten, feuchten Handtücher um meine Kamera aus. Ja richtig. Ich verpasste meiner 1D C quasi alle 15 Minuten Wadenwickel… dafür verzichtete ich selbst auf diese verlockenden kühlen Handtücher. Kameras sind eben wichtiger als das eigene Wohlbefinden.

Auf solchen sehr langen Reisen allein wird eine Kamera mehr oder minder zu so einer Art Freundin, um die man sich kümmern muss, die man umsorgt und über die man sich ärgert, wenn sie mal kaputt geht oder nicht so will wie man selbst. Man schläft nachts neben ihr und wird verrückt wenn auch nur eine Ameise versucht einen Schlupfwinkel zum reinkriechen zu finden.

Es dauerte ein wenig, bis ich meinen ersten Tiger live vor die Linse bekam. Bis dahin war ich aber gut durch, krebsrot, komplett ausgetrocknet und komplett eingestaubt. Die Trockenzeit machte ihrem Namen alle Ehre. Es wirkte so, als habe es hier die letzten zehn Jahre nicht geregnet. Das einzig Gute an dieser Hitze ist: Die Tiger müssen trinken. Irgendwann. Also fährt man nur eines der 50 Wasserlöcher ab und verpasst dann natürlich genau den Moment, wenn diese Mistviecher zum trinken kommen. Meist bekommt man dann noch den wedelnden Schwanz zu sehen oder ein kurzes Fauchen mit grimmigem Gesicht. Ein Katz und Maus Spiel im wahrsten Sinne des Wortes.

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Eine frische Tigerspur am Morgen. Er kann nicht weit sein. Canon 1D C + Canon 70-200/2.8

Aber irgendwann war es dann auch soweit. „TIGER, TIGER, TIGER!“ Mein erster Tiger lag keine drei Meter vor mir im Schatten und döste friedlich vor sich hin. Mein Jeep hielt an und ich war offen, frei ohne jeden Schutz genau vor der Großkatze. Einem etwa 1,5 Jahre altem Jungtiger. Das war schon cool. Zwei Stunden später kam dann auch noch die Mama vorbei. Was für ein beeindruckendes Tier. Wieder einmal sah ich ein Tier zum ersten Mal in meinem Leben. So ging es mir schon mit einigen anderen Arten zuvor – dem Waldelefant im Hochland von Kenia, dem Eisbär in der Nord-Westpassage oder dem Großen Tümmler auf den Azoren. All diese Tiere kannte ich schon aus dem Zoo. Das dachte ich zumindest. Wenn man das erste Mal einen Tiger in freier Natur sieht, wie er langsam durchs hohe Gras streift, immer wieder inne hält, schnuppert, sich duckt, alles genau beobachtet und sich eben verhält wie ein echter Tiger, versteht man das das Tier, welches man aus dem Zoo kennt, so rein gar nichts mit einem richtigen Tiger gemeinsam hat. Es ist nur ein Schatten seiner selbst, eine eingesperrte Seele, sonst nichts.

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Ein Tiger auf dem Weg zum Wasserloch. Auch noch im besten Licht des Tages! Canon 1D C + Canon 400/2.8
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Ein junger Tiger schleicht durchs hohe Gras. Canon 1D C + Canon 400/2.8
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Durstiger Tiger kurz vorm Wasserloch. Augen die faszinieren. Canon 1D C + Canon 400/2.8

So ging es mir mit all den anderen Tieren auch. Nach allem was ich live gesehen habe, könnte ich nie wieder in einen Zoo gehen.

Die Tage in Indien vergehen wirklich wie im Flug und ich kann nicht genug bekommen von den Tigern, den Lippenbären, all dem Tigerfutter;-) und vor allem von den Asiatischen Wildhunden. Wie cool sind die denn? Sie sehen aus wie großgewachsene Füchse mit Schlitzaugen – einfach wunderschön!

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Asiatischer Wildhund – Wie ein Fuchs mit Schlitzaugen – Ich liebe diese Viecher! Canon 1D C + Canon 400/2.8

Tigerfutter! Canon 1D C + Canon 400/2.8

Wir sind den Tigern auch zu Fuß begegnet. Das ist nochmal eine ganz andere Erfahrung. Prinzipiell hat man in diesem Gebiet rund um Tadoba jederzeit die Chance einen Tiger zu sehen. Genau das ist ein Problem. Die Population von Menschen in der Region wächst, die Refugien für Tiger werden immer kleiner, Schutzgebiete sind selten. Mensch und Tier treffen also zwangsläufig irgendwann aufeinander. Das geht bei Tigern entweder glimpflich oder tödlich aus. Dazwischen gibt es nichts.

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Ein Bauer, der bei seiner Arbeit auf dem Feld von einem Tiger angefallen wurde. Er trug nur leichte Verletzungen davon. Canon 1D C + Canon 50/1.2

Ich treffe auch Menschen, die einen Tigerangriff überlebt haben. Obwohl Sie Angst um ihr Leben und ihre Familie haben, wollen Sie mit den Tigern leben. Sie gehören zur Kultur, sie waren schließlich zuerst hier. Tiger sind schützenswert, das weiß fast jeder Inder. Sie kurbeln den Tourismus an und bietet Job-Chancen als Guide, Fahrer, etc… Man muss Sie bloß in Ruhe lassen und ihnen genug Raum geben. Das funktioniert an einigen Stellen und so erholen sich einige Tiger-Populationen wieder.

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Der Bauer hat sich mit dieser Sense erfolgreiche gegen einen Tiger verteidigt. Canon 1D C + Canon 50/1.2
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Dieser Mann wurde von einem Tiger attackiert, als er seinen Büffel zum trinken ausführte. Auch er überlebte leicht verletzt. Er setzt sich heute für den Schutz von Tigern ein. Canon 1D C + Canon 50/1.2

Menschen werden heute umgesiedelt und Schutzgebiete erweitert. Es geht in die richtige Richtung. Ich bin wirklich erstaunt, das nach all den Rückschlägen und eher negativen Dingen, die ich rund um die Welt im Zusammenhang mit Tier- und Umweltschutz, gesehen und erlebt habe, endlich mal ein Projekt einen positiven Ausgang hat. Das fasziniert mich besonders.

Das liegt ganz allein an Menschen wie Harsh und Poonam, die ihre Jobs aufgegeben haben und sich einzig und allein dem Schutz von Tigern widmen. Das Erstaunliche dabei ist, beide sind dabei völlig normal und extrem sympathisch geblieben, nicht wie all die anderen Experten, die aufgrund ihrer Rückschläge und negativen Erlebnisse einen eher verbitterten und vom Leben gebeutelten Eindruck machten. Aber genau dieser Erfolg ihres Schutz- und Aufklärungsprojektes, die steigenden Tiger-Zahlen in ihrem Gebiet und sinkenden Angriffe auf Menschen geben den beiden Tigerschützern täglich Aufwind.

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Immer wieder geraten vom Menschen gelegte Brände außer Kontrolle. Auch im Nationalpark, direkt im Tigergebiet. Canon 1D C + Canon 400/2.8
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Der Tiger ist fest in der indischen Kultur verwurzelt. Dies ist ein Platz, der erbaut wurde, nachdem ein Mann von einem Tiger getötet wurde. Seine Familie kommt in Gedenken regelmäßig hierher. Canon 1D C + Sigma 15 Fisheye/2.8 + 2x Canon Speedlite 680 EX-RT + Canon Speedlite Transmitter ST-E3

Auch mir gaben die beiden viel positive Energie. Das war ein wichtiger Abschluss des Film-und Foto-Projektes „The Operatives“ für mich persönlich nach all dem Leid, was ich in Asien erlebt  habe, nach all den Qualen und Entbehrungen. So fliege ich mich vielen schönen Fotos, Filmen, Erlebnissen und 15kg leichter nach Hause und weiß ganz genau, wenn ich die Bilder und Geschichten dieses Projektes an Zeitschriften wie GEO, National Geographic, usw. anbiete, werde ich immer das folgende Feedback hören: „Herr Lehmann, ein ganz wichtiges Projekt was Sie da haben, aber leider zu blutig, grafisch und verstörend – wir möchten unsere Leser ja nicht abschrecken…“

Dann gehe ich wieder in meine Grundschulen und zeige die Bilder den Kindern. Die dann verstehen: OK – das ist also ein Tiger. Das ist ein Nashorn und das ein Orang-Utan… und wenn nur ein Kind nicht mehr in den Zoo geht, aufhört so oft Nutella zu essen und die Welt mit anderen Augen sieht, dann war es das alles wert.

Alles, auch den Reis mit Fisch.

© Robert Marc Lehmann
26. Ich finde man sieht mir die drei Monate Extrem-Fotografie gar nicht an. Ich bin nur 15kg leichter, komplett verbrannt, im eigenen Saft gegart, voller Wunden und Schnitte, überall Bisswunden von Feuerameisen und völlig ausgelaugt. Außerdem kann ich vermutlich nie wieder Reis essen… Canon 5D Mark III + Canon 100-400

Expertentip Fotografie bei 56 Grad und Staub:

  • Schützen Sie ihre DSLR-Kamera unbedingt vor Hitze, weiße Handtücher aus einer Kühlbox sind perfekt dafür. Der Sensor kann gerade beim Filmen überhitzen und dabei sogar Schaden nehmen. Gönnen Sie der Kamera auch mal eine Pause, ich weiß das ist schwer…
  • Schützen Sie ihre Kamera unbedingt vor Staub! Ich hole meine Kamera immer nur im Moment der Action raus, besser kurz zuvor. Ich sehe sehr oft Menschen, die mit der Kamera in der Hand im Jeep, Boot o.ä. sitzen – Großer Fehler!
  • Machen Sie ihre Kamera nach so einem harten Einsatz jeden Abend sauber. Sie wird es ihnen danken!
  • Es gibt nur einen wirklich perfekten Schutz für eine Kamera, egal wo: Ein Pelicancase!
  • Früher oder später werden Sie kleine schwarze Pünktchen auf ihren Bildern und Videos sehen, besonders bei Blenden kleiner als f/5,6… Die guten alten Sensor-Flecken. Der ultimative Feind eines jeden Filmers… Fotografen können ja noch retuschieren. Im besten Fall hilft ein Blasebalg, eines meiner wichtigsten Ausrüstungsteile und im schlimmsten Fall hilft nur noch der Canon Professional Service (CPS). Dazwischen gibt es noch sog. Sensor-wipes, aber diese sollten wirklich nur Profis anwenden, die Gefahr alles noch schlimmer zu machen, ist durchaus gegeben.

 

Das Projekt „The Operatives“ ist mit den Tigern in Indien abgeschlossen. Pete Bethune plant bereits einige Missionen in naher Zukunft, diesmal eher auf dem Meer…

Meeresbiologe, Abenteurer, Fotograf und Kameramann Robert Marc Lehmann schloss sich Anfang 2015 einer Gruppe von Ex-Elitesoldaten und ihrem Teamleader Pete Bethune an, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Pete Bethune ist bekannt als schnellster Mann um die Welt in einem Boot und als Eco-warrior aus der Sendung „WhaleWars“. Bethune formte das härteste Umweltschützer-Team der Welt: „The Operatives“. Das Team trat an, illegalen Wildtier-Handel, Abholzung und illegales Fischen mit Gift und Dynamit in Asien zu bekämpfen.

Robert fotografierte und filmte dabei über und unter Wasser für die gleichnamige US TV-Show „The Operatives“ (Staffel 2). Die Sendung lief bis vor kurzem auf PIVOT, einem US Doku-Kanal und kommt demnächst ins europäische Fernsehen.

Mehr über den National Geographic Fotografen des Jahres 2015 gibt es auf:

www.robertmarclehmann.com

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