Kleine oder größere Lichtreflexe gehören heute praktisch zum guten Ton in der Naturfotografie. Leider hat man ja nicht immer die Bedingungen, um Lichtreflexe in den Hintergrund eines Bildes zu bekommen. Man muss schon früh raus oder am richtigen Ort suchen.Erfolgreich ist man schon mal an fließenden Gewässern. Wenn das Wasser über Kieselflächen im Bachbett fliesst oder an Stöckchen oder Steinen vorbei plätschert, entstehen mehr oder weniger Lichtreflexe. Insbesondere natürlich bei Sonnenschein. Desto mehr Lichteinstrahlung, umso mehr Reflexionen.
Hat man eine reflexionenreiche Stelle gefunden, braucht man nur noch ein ansprechendes Motiv in deren Nähe. Daran hapert es manchmal. Zumindest finde ich nicht so oft schöne und seltene Blütenpflanzen, wie ich es gerne hätte.
Nicht immer ist der für die Reflexionen nützliche Sonnenschein auch wirklich toll für das gesamte Bild und das entsprechende Hauptmotiv. Bei hellen Motiven schadet es hinwegen weniger, und zur Not kann man das Motiv ja auch abschatten. Und manchmal hat man ja auch das Glück, dass das Motiv ganz natürlicher Weise gerade im Schatten liegt, was an Waldbächen aufgrund der Baumstämme schon mal der Fall sein kann.
Die am Bach vorhandenen Reflexionen entstehen durch Licht und der Wasserbewegung. Letzteres macht sie schwierig kalkulierbar. Andererseits ist kaum ein Bild wie das andere, da die Reflexionen praktisch immer woanders sind oder in unterschiedlicher Dichte und Intensität auftreten. Oftmals ist es zuerst enttäuschend, da die Reflexionen schon mal etwas schwach ausfallen. Das Muss aber nicht sein. Eine optimale Stelle kann sogar fast schon übertriebene Effekte verursachen, die leicht in den Verdacht geraten können, irgendwie arrangiert zu sein.
Hat man gerade keinen Bach zur Hand, kann man auch früh aufstehen, sofern die Chance auf Morgentau besteht. Flach auf dem Boden liegend kann man die Tautropfen für das Bild nutzen, die sich im Optimalfall dicht auf den Spitzen der umliegenden Vegetation veteilt. Im Gegensatz zum Bach hat man auf einer Wiese einen erheblichen besseren Aktionsradius, da der Bach als “Bewegungsgrenze” fehlt. Nass wird man natürlich trotzdem. Regenbekleidung kann das verhindern. Manchmal aber hat man aber keine Wetterlage, die Tautropfen produziert.
Wenn es draußen eher trocken ist und man dennoch kreativ sein möchte, also auf Tautropfen nicht verzichten möchte, kann man auch zur Sprühflasche greifen und das Umfeld nass machen. Sehr effektiv ist auch eine Toffife-Packung. Und die hat zwei erhebliche Vorteile: man muss weniger Gewicht mitführen und sie ist geschmacklich anspruchsvoller als Wasser. Naja, jetzt nicht direkt die Packung, aber der Inhalt durchaus. Desweiteren kann man den Abstand festlegen und variieren, den die Packung zum Motiv einnimmt. So steuert man sehr gezielt den Effekt und die Intensität der Lichtflecken im Bild. Es empfiehlt sich aber, die Packung nicht erst vor Ort zu leeren, da man sonst ggf. mit vollem Bauch nicht mehr gerne auf dem Boden herumliegen mag und somit eher unkonzentriert fotografiert.
Selbstverständlich machen solch arrangierte Aufnahmen auch Spaß und sehen ansprechend aus. Sie haben gegenüber den auf natürliche Weise entstandenen Bildern durch die oben schon erwähnten Einsatzmöglichkeiten einen Wettbewerbsvorteil. Man kann sie kaum miteinander vergleichen. Und soweit einen das “basteln” auch erfreut und zu beschäftigen weiß, das Gefühl, einen wahrhaftigen natürlichen Moment erlebt zu haben, bei dem alles zusammenkam, ist dennoch unübertroffen.
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