Es passt direkt ganz gut zu dem Kommentar von Peter Schütz auf meinen letzten Beitrag hin, dass ich diese bisher unveröffentlichten Bilder an dieser Stelle nun erstmalig zeigeWie Peter in seinem Kommentar anmerkt, ist es nicht ganz unproblematisch, sich in der freien Wildbahn zu bewegen. Und gerade die Annäherung und Kontaktaufnahme mit Wildtieren kann kritisch gesehen werden. Denn man baut in gewisser Weise eine Vertrauensbasis auf. Diese besteht zumeist recht eng begrenzt zwischen den in Kontakt getretenen Individuen. Also zwischen diesem ganz speziellen Menschen und dem jeweiligen Tier. Wer es also schafft, dass sich ein Fuchs etwa vertrauensvoll in seiner Nähe aufhält, wird nicht automatisch auch mit Rehen kuscheln können. Und gleichzeitig zieht sich der Fuchs bei Annäherung anderer Zweibeiner ins Unterholz zurück. Es stellt sich mir daher die Frage, ob eine Kontaktaufnahme mit einem Wildtier ein Eingriff in das sonst übliche Verhalten des Tieres darstellt oder ob dieses die Fähigkeit zu einer losen Bindung an eine menschliche Person mitbringt und dies durchaus zum natürlichen Verhalten gehören könnte. Da diese Frage oft kontrovers diskutiert wird, habe ich die Bilder dieses Beitrags bislang nicht gezeigt. Zudem empfand ich die Begegnung, die den Bildern zugrunde lag, auch als überaus besonders. Es hat mich schlichtweg sprachlos gemacht, so etwas erleben zu können.
Es begann alles mit einem großen Schreck. Nicht selten raschelt es im Unterholz, das kennt man ja als Naturfotograf. Meist ist es eine Maus oder gar eine Amsel, die eifrig nach Nahrung suchend das Laub von Links nach Rechts dreht und dabei einen enormen Geräuschpegel entwickeln kann. Ganz selten ist es mir bisher passiert, dass ich eine Rotte Wildschweine aufgescheucht habe, die kaum mehr Krach machen als die Amsel, aber irgendwie eindrucksvoller wirken, wenn sie vor einem stehen. Für ein Wildschwein war der Schatten, den ich da durch das Unterholz huschen sah, jedoch viel zu geschmeidig. Erst dachte ich, dass mir gleich der übliche Kommentar zugerufen wird, das Rex nur spielen möchte, aber weit und breit war kein Mensch zu sehen. Mir kam der Gedanke, einen Wolf gesehen zu haben. Sofort spürte ich eine gewisse Aufregung in mir. Aber nichts war mehr zu sehen oder zu hören. Irgendwo krächzte ein Eichelhäher. Ich vermutete daher, dass das hundeartige Tier inzwischen weit weg ist und der Häher die anderen Waldbewohner warnt. Aber weit gefehlt. Mit einem Mal stand der Wolf vor mir. Keine 20 Meter entfernt.
Ich habe immer amüsiert gegrinst, wenn in der Presse überängstige Naturfreunde darüber klagen, das sie sich in Wolfsgebieten fürchten, in die Natur zu gehen. Nun aber bekam ich auch ein wenig Schiss, denn das Tier sah mich durchaus interessiert an. Dann aber lief er ein Stück voraus, wobei er stets mal hier, mal da schnüffelte und von mir nur noch ab und an Notiz zu nehmen schien. Ich folgte ihm, nicht wirklich sicher, ob das nun klug oder dumm ist. Auf diese Weise begleitete ich den Wolf mehr als eine Stunde, bis er schließlich unvermittelt ein Tempo aufnahm, dem ich nicht folgen konnte und verschwand.
Ich beschloss, am nächsten Tag wieder in dieses Waldstück zu gehen. Natürlich passierte nix. Aber zwei Tage später machte ich mich wieder auf. Und diesmal hatte ich Glück. Tatsächlich tauchte der Wolf auf, und verhielt sich abermals ungemein entspannt mir gegenüber. Ich mach es kurz. Während des bald darauf einbrechenden Winters hatte ich noch sehr viele weitere Wolfsbegegnungen, die dann sogar dazu führten, dass ich mich den übrigen Rudelmitgliedern nähern konnte. Oder besser gesagt, sie näherten sich mir. Dabei waren einige entspannter als andere.
Insbesondere drei jüngere Rüden, ich nannte sie Skipper, Rico und Kowalski, schienen immer etwas auf Abstand bedacht und von meiner Anwesenheit wenig begeistert. Die Tiere bei ihren Streifzügen zu begleiten, war sehr erlebnissreich. Als wir einmal an einem Kinderspielplatz vorbei kamen, schienen sich die irgendwie beunruhigten Eltern sogar weniger an den Wölfen als an mir, einem einzeln da rumstromernden Mann zu stören. Die Leute schienen sich an Fakten zu orientieren. Passiert ja auch nicht oft.
Als der Winter zu Ende ging, wurden die Begegnungen weniger. Es sah aus, als wenn die jüngeren Tiere das Revier nach und nach verliessen und die Alten sich zurückzogen, um erneut für Nachwuchs zu sorgen. Dabei wollten sie mich dann wohl doch nicht dabei haben. Und das musste ich akzeptieren. Irgendwann blieben sie weg und ich ging nicht mehr hin. Ich habe die Wölfe kurz vermisst, dann aber war es auch gut für mich. Denn was ich da bisher erleben durfte, war ja ohnehin schon unglaublich genug.
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Ein wirklich spannender Artikel mit vortrefflichen Fotos unterlegt; zum 1. April ;-))
Da hat man mich wohl durchschaut. Nebst dem Versuch eines Scherzes wollte ich aufzeigen, wie einfach man einen falschen Eindruck auch ohne Photoshop erwecken kann. Und im Bezug auf den vorangegangenen Beitrag, dass in ordentlich und naturnah geführten Gehegen auch natürlich erscheinende Bilder entstehen können, die dann nicht nur für einen Scherz sondern auch für die jeweilige Art sinnvoll eingesetzt werden können.
Gruß
Markus
Das sollten alle sehen und lesen, die unbedingt auf den Wolf schießen wollen
Naja, vielleicht auch nicht, sonst wirft man mir dann noch von deren Seite gezielte Fehlinformation zu. In Zeiten von Fakenews muss man ja mit manchem Scherz vorsichtig sein. Aber man kann halt gut sehen, wie sowas funktionieren kann. Schade, dass in der Politik soviele mit zurechtgebastelten Informationen durchkommen. Da habe ich es zum Glück schwerer 🙂
Viele Grüße
Markus