Seit November 2013 wohne ich wegen meines Studiums im südlichen Bayern. Im damaligen Sommer war ich zum ersten Mal im Nymphenburger Schlosspark in München. Als Dorfkind war ich begeistert, wie wenig Scheu die Enten und Gänse in der Stadt haben und wie einfach sich die Position wechseln lässt. Damals war mir noch nicht bewusst, wie oft mich dieser Park noch in seinen Bann ziehen wird.
Einige Motive waren mir bereits aus dem Internet bekannt. Der Park eignet sich sehr gut um Waldkäuze und Gänsesäger zu fotografieren, die bei den meisten Naturfotografen sehr begehrte Motive sind. Bislang hatte ich zwar beide Arten schon im Archiv, aber eher schlecht als recht. Also zog ich im Laufe der Jahreszeiten immer mal wieder in den Park, um dort Wasservögel und Käuze zu fotografieren.
Drumherum ergeben sich auch regelmäßig spannende Begegnungen mit Winter- oder Irrgästen, wie beispielsweise Rothalsgans oder Moorente. Die Fluchtdistanzen halten sich hier in der Regel im Rahmen und man kommt schnell zu netten Aufnahmen. Ideal, wenn man mal einen Tag Auszeit benötigt und sich nicht großartig in neue Sachen einarbeiten möchte.
Was mir bei der Fotografie in diesem Park am besten gefällt ist die Ruhe zwischen Motiv und Fotograf. Es herrscht zwar insgesamt reges Treiben und man führt auch viele Gespräche, aber die Tiere sind dennoch entspannt. Es entstehen nur selten hektische Situationen, wie ich sie aus den Feldern kenne. Die Tiere kennen die Anwesenheit der Menschen und gehen ganz entspannt ihren Tätigkeiten nach. Diese Umstände lassen dem Fotografen in der Regel viel Zeit, um sich mit den Motiven ausgiebig auseinanderzusetzen. Dabei entstehen oft neue Blickwinkel und man fängt an zu experimentieren. Es ist eben eine ganz andere Art der Fotografie, die auch ihren ganz eigenen Reiz hat.
Man hat zwar keine Ruhe im eigentlichen Sinn, aber das langsame Herantasten an das Motiv sorgt irgendwie doch für einen erholsamen Ausgleich zum hektischen Alltag. Wer also mal mit der Kamera in der Nähe von München ist, sollte unbedingt über eine Fototour im Nymphenburger Schlosspark nachdenken. Wenn man sich auf die Gegebenheiten einlässt, geht man nur selten leer aus.
Mein Name ist Jan Piecha (*1990) und ich bin Naturfotograf. Das kommt vermutlich daher, weil ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin, wo man auch mit extrem viel Mühe der Natur nicht aus dem Weg gehen könnte. Vor vielen Jahren bekam ich von meinen Eltern eine erste Digitalkamera zum Geburtstag, die ich vorzugsweise in der Natur ausprobiert habe. Aus den Versuchen wurde ein Hobby und aus dem Hobby eine Leidenschaft. Besonders gerne fotografiere ich Vögel und Säugetiere, da die Herangehensweise an diese Arten immer wieder aufs Neue spannend ist und auch mal Action geboten wird. Dabei arbeite ich gerne an Geschichten zu Arten oder Gebieten und nicht nur am einzelnen Bild. Obwohl mir die Motive vor der Haustür am liebsten sind, genieße ich es auch komplett neue Gegenden in fernen Ländern zu erschließen. Annähernd jede Art fehlt noch im Archiv und man kann sich ganz von neuem austoben. An den Bildern und Erinnerungen solcher Touren kann ich mich noch Jahre später erfreuen.