Der Uhu – König der Nacht II

In unserem letzten Blogeintrag hat Kevin seine Erfahrungen und Erlebnisse mit einem ganz besonderen Vogel geschildert, dem Uhu. Sein Interesse an dieser Art kann ich nur allzu gut nachvollziehen, da sie mich auch seit Jahren fasziniert. Noch vor einigen Jahrzehnten ging es den Uhus in Deutschland nicht besonders gut. Seit den 1980er Jahren fanden jedoch Schutzmaßnahmen und Auswilderungsaktionen statt, weshalb die Art sich gut erholen konnte. In letzter Zeit passiert bei ihnen außerdem noch eine andere interessante Entwicklung. Sie besiedeln zunehmend Städte und Ballungsräume in Deutschland.

Steinbrüche gelten eigentlich als typische Lebensräume des Uhus. © Jan Piecha
Steinbrüche wie dieser gelten normalerweise als typische Lebensräume des Uhus. © Jan Piecha
Ein wildes Uhumännchen auf seinem Tagesschlafplatz. © Jan Piecha
Ein wildes Uhumännchen auf seinem Tagesschlafplatz im urbanen Raum. © Jan Piecha
Junge Uhus im künstlichen Steinbruch - einer alten Kirche. Die Tarnung funktioniert. © Jan Piecha
Junge Uhus im künstlichen Steinbruch – einer alten Kirche. Die Tarnung funktioniert dennoch perfekt. © Jan Piecha

Während meines Grundstudiums konnte ich mehrere Jahre ein Uhupaar fotografisch begleiten und drei ihrer Bruten fotografieren. Als ich zum ersten Mal von diesen großen Eulen in der Stadt gehört habe, konnte ich es kaum glauben. Nach kurzer Zeit konnte ich sie allerdings selbst entdecken und war direkt wieder von ihnen begeistert, da ich auch in den Jahren zuvor bereits Uhus fotografieren konnte. Nach einigen Wochen geschah dann etwas besonderes und es waren zum ersten Mal kleine Fellkugeln zu sehen, die über die Dächer wanderten. Ich konnte es kaum glauben, aber sie hatten zwei Junge und das mitten in der Stadt. Von da an nahm das Projekt große Ausmaße an und ich besuchte meine Uhus annähernd täglich. Sie hatten sich eine alte Kirche als Rückzugsort ausgesucht, wo man sie tagsüber beobachten konnte. Dabei ergaben sich immer wieder schöne Situationen.

Über den Dächern der Stadt. © Jan Piecha
Über den Dächern der Stadt. © Jan Piecha
Ein junger Uhu bei seiner ersten Erkundungstour. © Jan Piecha
Ein junger Uhu bei seiner ersten Erkundungstour. © Jan Piecha
Lange Zeit galt der Uhu als totbringender Bote des Teufels. Uhus und Gräber haben daher eine besondere Bedeutung. © Jan Piecha
Lange Zeit galt der Uhu als totbringender Bote des Teufels. Uhus und Gräber haben daher eine besondere Bedeutung. © Jan Piecha
Fütterung der Jungen. © Jan Piecha
Fütterung der Jungen. © Jan Piecha

Für mich lag der besondere Reiz allerdings eher darin die Uhus bei der Jagd oder der Balz zu begleiten. Außerhalb der Kirchenmauern wurde es erst richtig spannend. Der Uhu flog in der Dämmerung ab und verschwand in den schmalen Gassen. Jetzt musste alles schnell gehen, damit er nicht verloren ging. Ich fuhr ihm mit dem Fahrrad hinterher und lauschte im Treiben der Stadt nach einem dumpfen “buuuuh”. Kaum zu glauben, aber der Ruf des Männchens ist auch im städtischen Bereich über weite Strecken zu hören. Bei seinen Jagdflügen hatte er es vor allem auf Ringeltauben abgesehen, von denen es in der Stadt genügend gab. Nach kurzer Suche entdeckte ich ihn häufig auf einem Laubfanggitter oder einem Kamin wieder, wie er nach Beute Ausschau hielt. Gelegentlich wurde die Ausdauer auch belohnt und ich konnte Jagdszenen beobachten, wie er für seinen Nachwuchs Futter herbeischaffte. Diese Momente waren es, die mich immer wieder aufs Neue motiviert haben, zu meinem Freund mit den Federohren zu radeln.

Hoch oben vom Dach eines Hochhauses ruft das Uhumännchen.
Hoch oben vom Dach eines Hochhauses erschallt ein dumpfes “buuh huuh”. © Jan Piecha
Eine Jagdszene in einer Seitenstraße. © Jan Piecha
Das Uhumännchen erweist sich als geschickter Jäger. © Jan Piecha

Uhus sind übrigens in Städten mittlerweile kein Einzelfall mehr. Viele deutsche Städte haben schon Uhupaare, die auch immer wieder Nachwuchs großziehen. Genaue Standorte werde ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht nennen, aber diese großen Eulen sind häufig näher als man eigentlich glaubt.

Jan Piecha

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