~ Ein Morgen – zwei Locations ~

Auch wenn wir 168 Kilometer voneinander entfernt wohnen, genießen wir unser Hobby irgendwie trotzdem auf eine gemeinsame Art und Weise. Hermann und ich schicken uns mehrmals wöchentlich Sprachnachrichten per Whats App, tauschen uns aus, reden etwas Blödsinn und palabern über die Fotografie. Am letzten Sonntag bekam ich von Hermann eine Sprachnachricht, dass er mal wieder im Dortmunder Rombergpark ,seinem „Hausrevier“, unterwegs sei und seinen altbekannten Rotkehlchen und Graureihern nachstellt. Zu dem Zeitpunkt beobachtete ich bereits zwei Stunden vom Dachfenster aus den Nebel in Richtung Bergpark bei mir in Kassel. Als ich Hermann vom Nebel erzählte, bekam ich prompt ein Foto vom strahlendblauen Himmel. 

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Sonntags, halb 10 in Dortmund.

Endlich! Wochenende! Die ganze Woche musste ich mir morgens auf dem Weg zur Arbeit anschauen wie ein schöner Herbsttag nach dem nächsten heran bricht. Fotografieren kann ich leider nicht. Aber jetzt! Jetzt ist Wochenende und mein erster Termin ist erst um 10 Uhr. Ich habe also Zeit rauszugehen und zu fotografieren. Es ist noch fast dunkel als ich in meinem Lieblingsstadtpark ankomme. Ganz ohne Ziel und nur getrieben von meinem Bauchgefühl laufe ich umher. Ich beobachte zwei Eisvögel, die lauthals rufend, umher fliegen, einen Reiher, der noch nicht ganz wach am Ufer steht und ich treffe die immer gleichen, mich schon grüßenden Jogger.

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Morgens im ersten Licht ergeben sich teilweise interessante Lichtsituationen. © Hermann Hirsch
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Der Graureiher hat die Wasseroberfläche genau im Blick. Er interessiert sich eher weniger für die herbstlichen Spiegelungen. © Hermann Hirsch

Ich setze mich an ein ruhiges Stückchen Ufer und beobachte die Szenerie. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen und taucht das Wasser in ein tiefes gold-gelb. Einer der Eisvögel bleibt für wenige Sekunden auf einem Ast vor mir sitzen, der Reiher beginnt aktiver zu jagen und übersieht mich völlig. Bis auf die Naheinstellgrenze kommt er auf mich zu. 9:30, Uhr ich muss los. Doch diese wenigen Stunden haben mir gereicht, endlich habe ich wieder zu etwas Ruhe und Ausgleich gefunden.

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Wer suchet, der findet. © Hermann Hirsch
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Dieser Eisvogel landete genau richtig vor der herbstlichen Spiegelung. © Hermann Hirsch

So hat Hermann seinen Sonntagvormittag im Park erlebt. Um 9:32 bekam ich dann das Foto vom blauen Himmel, während er auf dem Rückweg war. Derweil stand ich nach wie vor mit einer Tasse Kaffee am Fenster und wartete darauf, dass die Sonne sich leicht andeutete. Keine Chance, aber durch die kurzen Mitteilungen mit Hermann packte mich die Motivation und ich fuhr trotzdem los. Nachdem in Dortmund bereits die Sonne schien, wurde ich um halb 11 noch mit dieser Kulisse im Kasseler Bergpark empfangen.

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Eine Stunde später in Kassel, ein ganz anderes Bild.

Eigentlich hatte ich noch auf ein paar Sonnenstrahlen gehofft, die sich durch den Nebel kämpfen, aber ich fotografierte auch ohne einfach mal drauf los und versuchte das sanfte Umfeld irgendwie in Szene zu setzen.

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Ihre Rufe hatten sie bereits angekündigt, aber erst im letzten Moment kamen sie aus den Nebelschwaden hervor. © Jan Piecha
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Am See herrschte eine friedliche Morgenstimmung. © Jan Piecha
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Ein Schwan schwamm in aller Ruhe seine Runden auf dem See. © Jan Piecha
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Auch weitentfernte Motive können im Nebel ihren besonderen Reiz haben. © Jan Piecha

Die zuletzt gezeigte Aufnahme ist um Viertel vor zwölf entstanden und selbst zu dem Zeitpunkt waren die Bäume noch in dichten Nebel verhüllt. Erst gegen Mittag öffnete sich die weiße Wand stellenweise und ließ die einsetzenden Herbstfarben zum Vorschein kommen. Nicht nur in Dortmund sind die Graureiher gern gesehene Fotomotive, sondern auch in Kassel.

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Gegen Mittag ergaben sich klare Momente, wodurch herbstliche Motive zum Vorschein kamen. © Jan Piecha

In größeren Parks haben sie einfach sehr wenig Scheu vor uns Menschen, weshalb man sich mehr aufs Fotografieren an sich konzentrieren kann. So hatte der Morgen bei mir den gleichen, entspannenden Effekt wie bei Hermann und ich kam einfach mal wieder raus aus der Hektik des Alltags. Für uns war es interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Bedingungen an zwei Orten doch sein können, keine 200km voneinander entfernt.

Jan Piecha

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