Vom 23. – 25.März fanden in Waren wieder die traditionsreichen Norddeutschen Naturfototage statt, an denen ich nun seit einiger Zeit regelmäßig und gerne teilnehme. Ich verschweige an dieser stelle nicht, dass es auch die Moorfrösche sind, die mich unter anderem anfangs hierher lockten, denn meist fällt auf die Zeit des Festivals in etwa auch die Paarungszeit der blauen Amphibien. Diesmal war es allerdings ganz anders. Nämlich kalt und spätwinterlich. Dennoch fanden viele Naturfotobegeisterte den Weg an das Nordufer der Binnenmüritz und werden es bei dem durchweg gelungenen Programm und der angenehm familiären Atmosphäre im Bürgersaal auch nicht bereut haben.
Durch die Reihenbestuhlung in kinoartiger Schräglage bietet der Saal eine gute Sicht auf die Leinwand. Hochwertige Beamer bringen die Bilder brillant auf die Leinwand und die Saalakkustik lässt auch bei der musikalischen Untermalung keine Wünsche offen. Dafür den Technikern vor Ort und Jürgen Wandtke, der wie immer auch souverän durchs Programm führte, von mir, dem jeglicher technische Sachverstand abgeht und der immer nur staunen kann, was alles so geht, ein Dankeschön. Auch für das Team von AC-Foto stieg nach allen Probeläufen und der langen Planung im Vorfeld dann auch am Freitag die Spannung, als es mit dem ersten Vortrag losging. Und auch die zahlreich eintreffenden Gäste waren wohl gespannt. Auffällig war, dass viele nicht nur aus dem Norden hierher anreisten. Die familiäre Atmosphäre hat sich also herumgesprochen, sodass die Zahl der Festivalteilnehmer noch einmal zunahm.
Der Lokalmatador Tim Allrich und Martin Harms präsentierten den Zuschauern in gewohnt hochwertigen Bildern den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Danach gelang es Jörg Ehrlicher von Diamir deutlich zu machen, das er nicht nur Reiseveranstalter, sondern auch Naturfotograf ist. Und was ihn an Eisbären und dem Norden so fasziniert. Den Abschluss des Vortragprogramms am Freitag machte dann Winfried Wisniewski, der uns mit seinen Bildern aus einer langen Naturfotografenkarriere vor Augen führte, wie wichtig der richtige Augenblick in der Naturfotografie sein kann. Nach den Vorträgen kam dann aber noch der heimliche Höhepunkt der Veranstaltung: die Wahl des Fotowettbewerbs. Dabei ist es üblich, dass das Publikum darüber entscheidet, welche Bilder vorne sind. Unter reger Beteiligung der Festivalsbesucher wurden die Sieger aus vier Kategorien ermittelt. Die Bekanntgabe der Sieger sowie die Preisverleihung fanden aber erst am folgenden Tag statt.
Vor allem am Samstag gab es für die Aussteller auf dem für jedermann kostenfrei zugänglichen Fotomarkt viel zu tun. Wie üblich bringen Naturfotografen immer auch viel Neugierde bezüglich der neuesten Technik mit. In den Vortragspausen war es daher an den Ständen recht voll. Mit einem Reisebericht über Fuerteventura und Lanzarote starteten die Vorträge am Samstag. Helga und Erich Hoyer knüpften dabei sowohl an Traditionen an, da Erich überzog, und überraschten sogleich, mit einer Fülle an insbesondere ornithologischen Besonderheiten, die wohl nur wenige diesen bei Badeurlaubern populären Eilanden zugetraut hätten. Danach ging es mit Jutta Kalbitz in einem vielbeachteten Vortrag nach Grönland, über den die Zuschauer hinterher begeistert diskutierten. Ebenfalls gut kam die Präsentation von Sandra Bartocha an. Gemeinsam mit Werner Bollmann bereiste sie Skandinavien auf der Suche nach dem Licht, weshalb das Projekt auch den Namen Lys trägt, norwegisch und dänisch für Licht. Stativkaravane und Sandsteinblogger hört sich vielleicht etwas abstrakt an, aber diese Fotografengruppe zeigte in bekannt bemerkenswerter Weise Bilder ihrer Heimat und liessen keine Frage offen, warum das Elbsandsteingebirge zu den populärsten Landschaften Deutschlands zählt. Auch Gabriela Staebler verstand es in ihrem Vortrag deutlich zu machen, woher ihre Sehnsucht für die Savanne kommt.
Am Abend war es dann soweit. Nachdem am Freitag bis in die Nacht die Stimmzettel ausgezählt wurden, konnten nun die Siegerbilder bekannt gegeben und gekürt werden. Robert Sommer gewann diesmal mit drei platzierten Bildern, die die meisten Publikumsstimmen auf sich vereinen konnten, den Gesamtsieg. Dafür gab es einen Einkaufsgutschein von AC-Foto, ein Einzelcoaching mit Petra Selbertinger von der Canon Academy, die zur Erheiterung des Saals Frau Sommer mitteilte, wie sehr sie sich auf den Tag mit ihrem Mann freue, und die handgeschnitzte Adlerfigur als Siegestrophäe von einem regionalen Künstler. Auch für die jeweils fünf bestplatzierten pro Kategorie gab es attraktive Preise in Form von Einkaufsgutscheinen und Produkten der Firmen AC-Foto, Ricoh, König Fotobags, Augenblicke eingefangen, Berlebach und ortsansässiger Hotels.
Anschließend konnte der Abend beim Büffet ausklingen. Dabei gab es genug zum fachsimpeln, denn der Tag war reich an Bildern und neuen Erfahrungen gewesen, denn die Vortragenden verstanden es, uns an ihren Erlebnissen und ihrem Innersten teilhaben zu lassen. Das sollte sich am Sonntag fortführen.
Den Auftakt am Sonntag machte Manfred Vogt und nahm den Saal mit auf seine Reisen zu den bekanntesten europäischen Naturräumen. Das man, auch wenn man die Stille sucht, ausgesprochen lebhaft sein kann, bewies sowohl Monika Lawrenz mit ihrer Vortragsweise als auch Janka Simowitsch am Piano. Ein kurzer Moment ihrer Präsentation war dann sogar der lauteste der Veranstaltung. Allen die schon vor dem letzten Vortrag die zum Teil weite Heimreise antraten sei gesagt, dass es sich gelohnt hätte, noch ein wenig zu warten. Ines Mondon und Mark Ford zeigten ihren Blick auf das Kleine im Großen, was für die dagebliebenen sicher inspirierend war.
Im nächsten Jahr wird das Festival 20 jahre alt! Ganz bestimmt dürfen wir da wieder auf ein hochkarätiges Programm hoffen. Es würde sich also nicht nur wegen der Moorfrösche lohnen, das Fotofestival im Norden zu besuchen.
Und noch ein paar Impressionen vom Festival 2018
- Zuviel Nähe? - 4. Dezember 2020
- Was anderes 2.0 - 29. September 2020
- Mal was anderes… - 4. September 2020