Den letzten Beitrag habe ich aus dem sicheren Gefühl heraus formuliert, für dieses Jahr mit dem Winter abgeschlossen zu haben. Die Grasfrösche laichten kurz darauf auch schon die Waldtümpel voll und zart zeigte sich erstes Grün.
Dann aber kam noch einmal die Kaltfront aus dem Osten, was sich teilweise katastrophal auswirkte. Und am letzten Wochenende fanden die 19. Norddeutschen Naturfototage statt. Da ich daran teilnehmen wollte, kontaktierte ich meinen Freund Frank Brehe, der in der Nähe von Neubrandenburg lebt, damit er sich schon mal nach einem für fotografische Vorhaben geeigneten Moorfroschtümpel umschaut. Er lachte mir schallend ins Ohr. Als ich am Donnerstag Abend die Müritzregion durchfuhr, wude mir klar, wie absurd meine Bitte am Telefon für ihn geklungen haben muss. Denn die Landschaft war von weißem Puderzucker überzogen und Pfützen, Teiche und Seen zugefroren. An Moorfrösche war nicht mal zu denken. Dafür standen aber überall Kranichtrupps auf den Äckern.
Natürlich versucht man als Naturfotograf, an seine Motive näher heran zu kommen. Hat man so irgendwie im Blut. Es ergibt ja auch Sinn, die Tiere oder Pflanzen erkennbar im Bild abzulichten. Aus dem Auto heraus hatte ich dazu Gelegenheit. Die Kraniche zeigten sich nicht allzu scheu und ließen immer ein paar Bilder zu, bevor sie langsam schreitend und hier und da nach einem vergessenen Korn pickend den Abstand erhöhten. Ich hatte aber leider nicht viel Zeit und konnte nur am Donnerstag Abend und Freitag in der Früh fotografieren. Das erschwerte das Vorhaben, all die vielen schönen Motive auch wirklich formatfüllend in den Sucher zu bekommen. Denn die Tiere haben hier oben in Mecklenburg noch viel Platz. Selbst wenn sie es selber vielleicht einmal gar nicht beabsichtigen, so halten sie sich schon allein aufgrund der Weite der Land- und Wasserflächen oft in einiger Entfernung zu uns auf.
Also muss man aus der Not eine Tugend machen. Und das geht hier auch. Denn anders als etwa in meiner Heimatregion Ruhrgebiet kann man hier ohne Weiteres viel Landschaft in das Bild integrieren, ohne gleich ein Haus, eine Telegrafenleitung oder Spaziergänger mit einzufangen. Und so schadet es nichts, wenn das Hauptmotiv eben mal ein wenig weiter weg bleibt und somit kleiner im Bild zu sehen ist.
Es lassen sich ja fast überall Landschaftselemente finden, mit denen man den manchmal leeren Raum im Bild ausfüllen kann. Blätter, Gräser und Zweige im Vordergrund bieten sich an, Strukturen und Farbflächen zu schaffen, die das Bild spannender machen können. Oder aber auch komplett verderben. Das liegt dann an der gestalterischen Umsetzung und natürlich am persönlichen Geschmack, sowohl des Fotografierenden als auch des Betrachters.
Im nächsten Jahr werde ich ganz sicher mehr Zeit einplanen, um um das Festival herum mehr zum fotografieren zu kommen. Es gibt sicher keine Veranstaltung dieser Art, die neben der Möglichkeit, viele tolle Bilder zu sehen, auch diese Fülle an Möglichkeiten bietet, selber Bilder zu machen. Und dazu ist nicht einmal der Nationalpark nötig. Auch im übrigen Umland, etwa am Tollensesee, hat man fantastische Bedingungen, wo man mit etwas Glück und Zeit auch immer mal Motive näher vor der Linse antreffen wird. Wenn es denn unbedingt sein muss.
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da sind ja einige sehr schöne Bilder vom Kranich dabei. Das Auto bringt da schon recht viel. Seltsamerweise wird dem Auto vertraut – auch bei anderen Vogelarten klappt das aus dem Auto heraus meistens. Die Abtsküche in Velbert ist mir auch bekannt. Rechterhand vom See ist dort ein sehr schönes Naturschutzgbiet am Rinderbach entlang.
Viele Grüße aus Essen