Letztes Jahr im Sommer erzählte meine Mutter mir, dass bei uns im Garten schwarz-weiße Vögel nach Futter suchen. Aus eigener Erfahrung dachte ich mir “alles klar, Bachstelzen” und ging nicht weiter darauf ein. Als ich einige Tage später mal wieder zu Besuch in der alten Heimat war, staunte ich nicht schlecht, welche Vögel da wirklich im Garten unterwegs waren.
Ein Pärchen Trauerschnäpper hatte sich einen Nistkasten auf unserem Hof als Brutplatz ausgewählt und war während meines Aufenthalts bereits dabei den Nachwuchs zu füttern. Trotz des eher unscheinbaren Auftretens, wollte ich unbedingt ein paar Fotos der Art machen, weil sie in der Regel eher seltener fotografiert wird. Das stellte sich allerdings unter natürlichen Bedingungen als ziemlich schwierig heraus.
Die beiden Altvögel flogen ständig mit Futter aus einer nahegelegenen Fichte in Richtung Kasten und wieder zurück. Meine ersten Gedanken zu den Fotos in den natürlichen Ansitzen waren “sieht ja gar nicht mal so gut aus”. Ich wusste allerdings schon jetzt, dass ich in wenigen Tagen wieder weg sein werde und machte aus der Not eine Tugend. Etwa eine Stunde lang beobachtete ich einfach nur, um zu sehen was die Vögel überhaupt so treiben. Die Flugbahn zum Kasten war relativ lang und viele Arten machen gerne direkt vor dem Brutplatz noch einen kleinen Zwischenstopp. Ich bot den fleißigen Eltern daher in ihrer Flugschneise einfach eine weitere Anflugstelle an. Dafür wurde ein Zweig mit Paketband an eine Forke gebunden und in den Boden gesteckt. Ich war noch nicht wirklich zurück an der Kamera, da saß schon der erste Vogel drauf.
Mit dieser Konstruktion hatte ich es geschafft auf einem freien Ansitz zu bekommen. Zunächst habe ich dabei einen trockenen Ast aus den Bäumen verwendet, in denen sie vorzugsweise auf Nahrungssuche gingen. So konnte ich meine ersten Aufnahmen der beiden Vögel machen. Da sie zu dieser Zeit dabei waren den Nachwuchs zu füttern, haben sie halt auf den meisten Fotos Futter im Schnabel. An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass die Vögel während dieser Zeit nicht gestört werden sollten. Das Wohlergehen der Tiere geht in jedem Fall vor. In diesem Fall war meine Beeinflussung eine Hilfestellung für die Vögel und hat sie nicht weiter gestört.
Nach einer Weile kamen mir die Bilder zu trist und düster vor, weshalb ich nochmal auf einen etwas frischeren Ast unseres Birnbaumes umgestiegen bin. Die Blätter habe ich dabei etwas ausgedünnt, sodass ich vorher erahnen konnte wo sich die Vögel hinsetzen werden. Die freien Stellen wurden natürlich bevorzugt angeflogen.
Mit diesem Blogeintrag möchte ich zeigen, dass hinter guten Tierbildern auch manchmal etwas Arbeit oder auch kleine Tricks stecken können. Die Beeinflussung in der Naturfotografie gilt in der Regel als negativer Beigeschmack und sollte in den meisten Fällen auch so gesehen werden. Störungen passieren leider viel zu häufig und werden manchmal sogar bewusst in Kauf genommen. Dieser Eintrag soll einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und aufzeigen, dass auch positive Beeinflussungen möglich sind ohne die Tiere zu stören.
Jan Piecha – https://www.facebook.com/Janpiechaphoto
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Mir gefallen deine Fotos sehr. Nun konnte ich endlich mit Sicherheit bestimmen, wer in meinem Nistkasten Junge aufzieht,