Nach den relativ geordneten Fotothemen im Spätsommer, wie zum Beispiel „Leben im Kornfeld“, folgte ein relativ turbulenter Herbst. Die Motive wurden in der Summe weniger, aber dafür nahmen sie an ihrer Qualität zu. Bei dem Titel „Platzhirsche vor der Kamera“ und einem Blogeintrag von einem Naturfotografen, würde man jetzt direkt mit Hirschbildern rechnen. Das ist allerdings nur teilweise der Fall, da diese erst an zweiter Stelle folgen. In diesem Herbst hatte ich noch ein paar andere Platzhirsche vor der Kamera.
Im Rahmen eines Praktikums wurde in meiner Abteilung relativ schnell bekannt, dass ich in meiner Freizeit gerne mal auf den Auslöser drücke. So kam es dazu, dass sie mich auf verschiedenen Veranstaltungen als Fotografen eingesetzt haben, bei denen ich kurzerhand zu Motiven wie Joachim Gauck, Sigmar Gabriel oder Angela Merkel kam. Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, wie es werden würde, aber am Ende hat doch immer alles gut geklappt. Für mich eine ganz neue Art von Fotografie. Die Spitzenpolitiker hatten glücklicherweise deutlich geringere Fluchtdistanzen als meine üblichen Motive, weshalb insgesamt viel weniger Tarnung und Vorarbeit nötig war.
Da ich normalerweise eher in der Tierfotografie unterwegs bin, benötigte ich ein handliches, lichtstarkes Normalobjektiv. Dabei kam das Canon EF 24-70/2.8 L USM II zum Einsatz, das ich über den AC-Foto Rent Service ausgeliehen hatte.
Die Königsklasse der Wildtierfotografie
In der Wildtierfotografie gibt es deutliche Unterschiede in der Schwierigkeit von Motiven. Wildes Rotwild bei der Brunft zu fotografieren zählt für mich ganz klar zur Königsklasse. Es bedarf einiges an Vorarbeit, Kenntnisse über das Wild und sehr sorgfältiger Arbeit vor Ort. Bei Rotwild ist der Unterschied zwischen Wildlife- und Gehegeaufnahmen so groß wie bei kaum einer anderen Tierart, weil Rotwild gut sehen, gut hören und gut riechen kann. Außerdem hat man es während der Brunft immer mit einem ganzen Rudel zu tun und nicht nur mit einem einzelnen Tier.
Zu meinem Glück war ich in diesem Herbst wieder in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Dadurch bekam ich die Chance mal wieder eine Rotwildbrunft in der Südheide mitzuerleben. Die Ansitze begannen jeweils am frühen Nachmittag, um vor dem Wild vor Ort zu sein. Zur Zeit des Sonnenuntergangs kam das Rotwild auf die Freifläche, wo es schnell in den aufsteigenden Bodennebel gehüllt wurde. Dadurch ergaben sich spannende Lichtstimmungen zur blauen Stunde. Als man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte hieß es Sachen packen und ohne auch nur ein Geräusch zu verursachen die Bühne zu räumen. Die Geräuschkulisse der röhrenden Hirsche ergab in der Dunkelheit eine ganz besondere Atmosphäre. Außerdem konnte ich hier endlich wieder auf meine altbewährte Technik, die Canon EOS 5D Mark III und das Canon EF 500/4.0 L IS USM II zurückgreifen. Bei so wenig Licht ist es eine ausgezeichnete Kombination.
Herbst in den Feldern
Insgesamt wurde es im Herbst etwas ruhiger in den Feldern. Viele der Vögel hatten sich bereits auf den Weg in den Süden gemacht und die Wildtiere sind eher in den Wäldern, da die meisten Felder abgeerntet sind. Besonders habe ich mich daher über eine Rotte Wildschweine gefreut, der ich an einem Novembermorgen in den Feldern begegnet bin. An solche Begegnungen erinnert man sich meistens noch Jahre später gerne zurück. Nachfolgend ein paar Eindrücke der letzten Touren.
Der Herbst ist einfach eine wunderbare Jahreszeit. Bleibt nur zu hoffen, dass der nahende Winter auch einige schöne Motive bereithält.
Jan Piecha
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Der Autor teilt seine Erfahrungen sowohl bei der Naturfotografie als auch bei der Fotografie von prominenten Persönlichkeiten. Er hebt die Bedeutung von Geduld, Vorbereitung und hochwertiger Ausrüstung hervor und betont die Unterschiede zwischen Wildtier- und Gehegeaufnahmen