Aufgewachsen in einer ländlichen Gegend des östlichen Niedersachsens, war ich mit der Kamera von Anfang an in den Feldern unterwegs. Vor allem Kornfelder haben es mir angetan, weil das reife Getreide den Bildern zu warmen Farben verhilft und es irgendwie was von Heimat hat. Wenn man sie nicht weiter beachtet, könnte man meinen sie wären leer. Bei genauerem Hinsehen lassen sich aber allerhand Motive darin entdecken.
Im Winter sind viele Felder bereits bestellt und das Korn bildet einen grünen Teppich in der Landschaft. Die Wildtiere halten sich während dieser Zeit häufig im Wald auf und sind nur selten auf den offenen Flächen unterwegs, weil sie wenig Deckung bieten. Das Rehwild hingegen fühlt sich inmitten der riesigen Felder sehr wohl, weil sie dort den Überblick behalten können. Das stellt den Tierfotografen immer wieder vor eine knifflige Herausforderung, weil es sehr schwer ist sich den Tieren unbemerkt zu nähern. Deshalb bietet es sich an Objektive mit viel Brennweite zu nutzen. Vor allem die neuen Versionen des Canon 500mm/f4 und Canon des 600mm/f4 sind freihand sehr gut zu benutzen, da sie relativ leicht sind und gute Bildstabilisatoren haben.
Im Frühsommer beginnen die Kornfelder zu sprießen und die Tiere nutzen sie zunehmend als Unterschlupf. Für Wildtiere ist es in der Regel noch nicht hoch genug, weshalb sie eher in den Rapsfeldern stecken.
Wenn der Sommer so richtig in Fahrt ist beginnen die damit Kornfelder sich umzufärben und machen deutlich, dass es Sommer ist. Ich genieße es jedes Jahr an lauen Sommerabenden in den Feldern unterwegs zu sein und nach ein paar Rehohren Ausschau zu halten. Jetzt beginnt das Katz- und Mausspiel, bei dem es darum geht sich unbemerkt zu nähern. Die besten Chancen bietet dabei stürmisches Wetter mit viel Wind. Das reife Getreide sorgt für ein anhaltendes Rascheln und schluckt die Geräusche des Fotografen komplett. Die Pirsch verläuft dadurch um ein vielfaches schneller. An windstillen Abenden, wenn das Getreide so richtig schön trocken ist, heißt es Geduld mitzubringen. Jeder Schritt muss überlegt sein, weil die Rehe das rascheln schnell mitbekommen. Es sollte zudem immer darauf geachtet werden sich gegen den Wind an die Tiere heranzuschleichen. Sollten sie Wind von einem bekommen und die menschliche Witterung aufnehmen, hat sich die Sache schnell erledigt.
Im August gibt es mit der Mahd des Getreides den nächsten Umbruch in der Kulturlandschaft. Überall sind die Mähdrescher Tag und Nacht unterwegs und die Tiere müssen sich an die neue Situation gewöhnen. Während Rehe und Hirsche eher in Bereiche mit höherer Vegetation umziehen, beginnt für die Füchse eine gute Zeit. Sie nutzen die Stoppeläcker zur Nahrungssuche, weil den Mäusen die Deckung genommen wurde. Für den Naturfotografen ergeben sich dadurch im Spätsommer noch einmal interessante Möglichkeiten Meister Reinecke zu fotografieren.
Kornfelder bieten saisonal immer wieder interessante Möglichkeiten. Auch wenn sich die Motive mit der Zeit häufig wiederholen, zieht es mich immer wieder raus in die Felder. Im Herbst lässt sich anschließend auf ein schönes Portfolio zurückblicken, woran man sich noch lange erfreuen kann.
Jan Piecha
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Danke für den tollen beitrag und die starken Bilder.
Weiterhin viel erfolg und immer gut Licht. Uwe