Rumäniens Braunbären auf der Spur

Während Bear-Watching und geführte Touren zu Europas Großprädatoren regelrecht einen Boom erleben, wollen mein guter Freund Attila Kobori und ich uns selbständig auf die Suche nach diesen faszinierenden Tieren begeben. Abseits aller kommerziellen Hides und Foto-Ansitze, kommen wir über einen Verwandten Attilas zu einem Förster als Ansprechpartner. Zufälligerweise befindet sich sein Revier in einem der Bärenreichsten Gebiete Europas…. das sind schon einmal gute Voraussetzungen denken wir uns. Eine Garantie darauf auch wirklich mit Fotos von wilden Braunbären wieder nach Hause zu kommen haben wir selbstverständlich nicht. Unsere Erwartungen sind realistisch aber sehr wohl auch optimistisch, Bären innerhalb dieser zwei Wochen vor die Linse zu bekommen.

In den Osterferien ist es dann so weit, die Natur ist in Österreich bereits zum Leben erwacht. Die Bäume tragen schon frische saftige Blätter, die einen schönen Kontrast zur restlichen noch fahlen Umgebung darstellen. Zehn Autofahrstunden weiter östlich in Transsilvanien müssen wir enttäuscht feststellen, dass die Vegetation noch deutlich hinterher ist… es sieht aus wie im Winter nur ohne Schnee. Dennoch sind wir hoch motiviert nachdem bereits am Hinweg einige interessante Tiere unseren Weg kreuzten. Mit dem Canon 100-400 L IS II immer bereit am Rücksitz liegend, entgeht mir so kaum eine Fotogelegenheit.

Ein Schreiadler fliegt neben einer Landstraße in Ortsnähe vorbei. Canon EOS 5D III + Canon 300mm 2.8 L IS + 2x III. © Bernhard Schubert
Mit dem Auto nähern wir uns vorsichtig einem Habichtskauz, der an einer Straße ansitzt. Canon EOS 5D III + Canon 100-400 L IS II. © Bernhard Schubert

Bewaffnet mit einer Canon 5D III und meinem Canon 300 2.8, vier Wildkameras und zwei Kamerafallen, durchstreifen und erforschen wir den Wald vor Ort in dem sich so viele Bären aufhalten sollen. Die schlammigen Forststraßen geben Auskunft über die Tiere die hier entlang wandern und bereits beim ersten Befahren können wir etliche Bärenspuren erkennen. Auch die abgeschälte Rinde mit Biss- und Kratzspuren am Stamm sowie abgeknickte Äste der Wildkirschen verdeutlichen die Anwesenheit der großen Allesfresser. An Engpässen und Flussquerungen wo deutliche Wild Pfade und Spuren sichtbar sind, installieren wir kleine Wildkameras, die wir die nächsten Tage regelmäßig kontrollieren.

Die Schälung, verursacht durch einen Bären, ist deutlich zu erkennen. EOS 5D III + Canon 300mm 2.8 L IS. © Bernhard Schubert
Gelegentlich kann man Rotwild an kleinen Freiflächen im Wald antreffen. EOS 5D III + Canon 300mm 2.8 L IS. © Bernhard Schubert

Bereits am zweiten Tag können wir den ersten Bären erblicken. Aus dem Geländeauto heraus auf der Forststraße beobachten wir, wie das mächtige Tier unter einer Wildschwein-Kirrung sich den Bauch mit Mais vollschlägt. Etliche Spuren führen nahe dieser Stelle in eine Wiese, die das Waldstück von einem anderen trennt. Fotografisch bietet sich hier aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt die beste Möglichkeit einen Bären vor die Kamera zu bekommen. Daher setzen wir unseren Schwerpunkt auf diese Wiese und verbringen die nächsten Tage je die ersten drei Morgenstunden und letzten drei Abendstunden in unauffälliger Kleidung auf der Freifläche. Schon der erste Abend belohnt uns mit einem Rehbock, aber Bären lassen noch auf sich warten.

Bären nutzen häufig Futterstellen, die für Wildschweine gedacht sind. Canon EOS 5D III + Canon 300mm 2.8 L IS + 2x III. © Bernhard Schubert
Ein Rehbock verschwindet wieder im dichten Wald. Canon EOS 5D III + Canon 300mm 2.8 L IS. © Bernhard Schubert

Unter Tags kontrollieren wir die Wildkameras und suchen am Gelände nach passenden Stellen für unsere Kamerafallen. Dabei stoßen wir auf eine Suhle mit frischen Spuren eines kleineren Bären. Die Stelle bietet sich nicht nur für eine Kamerafalle an da sie geschützt, schlecht einsehbar am Waldrand zu einer Forststraße liegt, sondern auch weil sie sich höher gelegen auf einem Plateau befindet und so von mehreren auch entfernteren Seiten, Tiere die Suhle besuchen könnten. In meiner Wasserdichten Box, die ich vorne mit einem UV-Filter versehen habe, befindet sich eine Canon 7D mit einem Canon 10-18mm Objektiv. Drei Funk-gesteuerte Blitze übernehmen die Beleuchtung bei Nacht und ein Passiver Infrarot Sensor (PIR) löst bei Annäherung eines Tieres aus. Das ermöglicht mir das heimliche Leben der Bären in ihrem Lebensraum aus einem anderen Blickwinkel festzuhalten.
Wenig beeindruckt von meinem Setup und den Blitzen, trottet bereits in der ersten Nacht ein kleiner Braunbär vorbei. Es ist das erste Bild, eines Bären, das ich in der Natur völlig unbeeinflusst und in angemessener Qualität aufgenommen habe.

Mit einer Kamerafalle lassen sich bessere Einsichten in das Nachtleben der Bären realisieren. Canon EOS 7D + Canon 10-18mm STM. © Bernhard Schubert

Nach meinem ersten Erfolg mit der Kamerafalle möchte ich nun ein kreativeres Bild umsetzen. Nähe einer Wild-Fütterung richte ich die Kamerafalle so aus, dass der Stamm einer mächtigen vermoosten Buche den Vordergrund bildet und im Hintergrund am Trampelpfad des Wildes, ein Bär zu erkennen ist, so der Plan. Eine kleine Wildkamera überwacht das Ganze und soll Aufschluss darüber geben, welchen Einfluss alleine die Anwesenheit des auffälligen Setups auf die Wildtiere hat. Und tatsächlich kommen Dachs und Fuchs und sogar Bär unmittelbar an der Kamerafalle vorbei, allerdings nicht von der Seite mit der ich gerechnet hätte. Und so sorgt immerhin eine kleine Gelbhalsmaus für Gelächter als ich die Fotofalle kontrollieren komme… nicht gerade was ich mir vorgestellt habe, aber eine nette Abwechslung.

Eine Gelbhalsmaus löst den Infrarot-Sensor meiner Kamerafalle aus. Canon EOS 7D + Canon 10-18mm STM. © Bernhard Schubert

Attila und ich sitzen wieder auf der Wiese an, wo die Bärenspuren zu der Wildschwein Kirrung führen als wir aus dem Hang Geräusche vernehmen können. Das mächtige Schnaufen, das wiederholte laute Rascheln der Büsche und die knacksenden Äste verraten uns, dass sich ein äußerst unentspannter Bär in unserer Nähe aufhalten muss. Es vergeht eine Stunde und immer noch lässt sich aus unserer Perspektive nichts erkennen. Nicht mehr lange bis selbst das letzte Licht hinter dem Hügel verschwunden wäre, sehen wir auf einmal wie vier Bären, die vorauslaufende Mutter und ihre drei einjährigen hinterher tollenden Jungen, zuerst der Forststraße entlanggehen und dann auf die Wiese hinunter wechseln. Bäume und die hügelige Struktur der Wiese gewähren uns nur kurz einen Blick auf die Bärenfamilie und so bleibt dieser spannende Moment unfotografiert nur in meinen und Attilas Erinnerungen zurück.

In der Dämmerung wechseln hier Bären um zu einer Wildschwein-Kirrung zu gelangen. © Bernhard Schubert

Mit hohen Erwartungen von vorangegangen Abend als wir die Jungbären zu Gesicht bekamen, setzen wir uns wieder in die Wiese, angelehnt an einen Baum. Es vergehen Stunden ohne, dass sich irgendetwas tut. Eine Waldschnepfe streicht knapp über die Wipfel der Fichten und ein Raufußkauz lässt ab und an seinen Ruf ertönen, als allmählich die Nacht einbricht. Ein leises knacken im Wald hinter uns, lässt hoffen, dass doch noch ein Bär auftaucht bevor es endgültig zu dunkel ist zu Fotografieren. Länger tut sich wieder nichts und selbst durch den Sucher mit angesetztem 300 2.8 war kaum noch etwas zu erkennen als wie ein dunkler Schatten, fast wie ein Geist, komplett geräuschlos ein Bär am Waldrand entlang in unsere Richtung trottet. Das manuelle Fokussieren bei so wenig Licht und Kontrast ist eher eine Glückssache und auch die Belichtungszeit von einer halben Sekunde bei ISO 6400, sowie ein Puls vermutlich rund um die 200 macht es nicht gerade einfach das Tier ruhig und scharf abzulichten. Dennoch gelingt mir eine annähernd scharfe Aufnahme als der Bär genau zwischen uns und dem Wald gemächlich vorbei schleicht. Ohne einen Blick in unsere Richtung zu verschwenden verschwindet er dann wieder in den dunklen Wald.

Wie ein Geist schleicht der Bär in der Dunkelheit am Waldrand entlang. Canon EOS 5D III + Canon 300mm 2.8 L IS. © Bernhard Schubert

Nach einer Woche in Rumänien bei den wilden Bären bin ich bereits sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Was allerdings in der zweiten und letzten Woche unserer Reise passieren sollte, ändert einfach alles…

Mahr dazu wird kommen im Beitrag „Rumäniens Braunbären auf der Spur (2)“.

__________________________________________________________________________

Über den Autor:

Mein Name ist Bernhard Schubert (*1992) und ich komme aus Wiener Neustadt in Österreich. Bis heute ziehen mich die faszinierende Tierwelt und die unberührte Natur in ihren Bann. Wann die Fotografie dieses Interesse ergänzen würde, war vermutlich nur eine Frage der Zeit. Neben meinem Studium, Zoologie und Wildtiermangement, reise ich gelegentlich in entfernte Länder. Dazu zählen die Tropen Südost Asiens oder Süd- und Zentral Amerikas, aber auch Rumänien stellt einen neuen Schwerpunkt dar.

Mehr meiner fotografischen Werke sind hier zu finden:

Homepage: www.bernhardschubert.com
Facebook: https://www.facebook.com/BernhardSchubertPhoto
Instagram: @bernhardschubertphoto

GDT Jugendgruppe
Letzte Artikel von GDT Jugendgruppe (Alle anzeigen)

2 thoughts on “Rumäniens Braunbären auf der Spur”

  1. Hallo,

    ich kann den 2. Teil zu Rumäniens Braunbären nicht finden. Ich fotografiere gerne Tiere und habe auch schon Braunbären in Alaska fotografiert. Rumänien ist ja nicht ganz so weit weg. Von daher wäre Rumänien auch für uns mal eine Reise wert. Vielen Dank für den tollen Bericht!

    Viele Grüße,
    Andreas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.